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Title: Der tolle Koffer
Eine ff. prima Musterkollektion der besten Witze, Schnurren und Anekdoten von Reisenden und Kaufleuten
Author: Felix Schloemp
Release Date: February 1, 2018 [eBook #56483]
Language: German
Character set encoding: UTF-8
***START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK DER TOLLE KOFFER***
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Eine ff. prima Musterkollektion
der besten Witze, Schnurren und Anekdoten
von
Reisenden und Kaufleuten
Offeriert von
Felix Schloemp
Vater von „Die meschuggene Ente“, „Die Über-Ente“,
„Der perverse Maikäfer“ und „Der gekitzelte Aeskulap“
Mit einem Leitgedicht von
Frank Wedekind
München und Leipzig
bei Georg Müller
1910
Den Umschlag und die acht Kapitel-Vignetten
zeichnete Emil Preetorius.
Nachdruck und Vortrag einzelner Beiträge ist
nur mit vollständiger Quellenangabe gestattet.
Meinem lieben Jugendfreunde
Karlchen (Karl Ettlinger)
zugeeignet
Seite | |
Leitgedicht von Frank Wedekind | 7 |
Signale der Abfahrt | 9 |
Imbisse des Coupés | 25 |
Flohbisse des Hotels | 41 |
Musterkoffer der Tollheit | 57 |
Bosheit der Bürokröten | 89 |
Dividenden der Schlauheit | 113 |
Bilanzen der Liebe | 129 |
Bankerott der Dummheit | 145 |
Zehn Uhr vormittag. Der Zug nach Nürnberg geht um zehn Uhr eins.
Frau Schneider, die sich verspätet hat, stürzt an die Kasse.
„Herr Kassier, haben Sie noch ein Billett zweiter Klasse nach Ingolstadt?“
Ein Schnorrer wird im Coupé ohne Billett angetroffen und auf der nächsten Station rausgeworfen, nachdem man ihn tüchtig verprügelt hat. Es gelingt ihm aber, bei der Abfahrt wieder in ein anderes Coupé zu schlüpfen, doch wird er wieder vom Schaffner erwischt und nachdem man ihm sein Fell tüchtig gegerbt hat, an die Luft gesetzt. Jedoch abermals glückt es ihm, aufzuspringen und bis zur nächsten Station mitzufahren. Hier nimmt ihn aber der Bahnhofsinspektor in Empfang, und während er wieder tüchtig verhauen wird, fragt ihn der Inspektor: „Ja, Mensch, was soll denn das eigentlich heißen?! Wohin wollen Sie denn eigentlich fahren?“
„Herr Inspektorleben,“ antwortet er, „wenn's mei Körperche aushält, bis Krakau“!
Der Führer eines Güterzuges rapportierte in seinem Fahrbericht:
Zugverspätung meldet er:
Ein schadhaftes Packwagendach besingt er:
Eine Fahrkontrolle meldet er mit folgenden Worten:
Von einem Leichentransport sagt er:
Beschädigung eines Coupés meldet er in dem Vierzeiler:
Die Dichtkunst sollte dem Zugführer nicht gut bekommen. Die Direktion München verbot ihm, in Fahrberichten poetische Ergüsse zu liefern, und nahm ihn vorläufig in 1 Mark Ordnungsstrafe. — Armer Poet!
Ein biederer Landmann, dem man es ansieht, daß er sich einen heftigen Schnupfen zugezogen hat, will mit der Kleinbahn fahren. Jedoch der Schaffner, ein umsichtiger Beamter, verweigert ihm die Mitfahrt:
„Dös därf i nit dulde, daß Sie mit Ihra Schnuppen sich 'nei'setze!“
Natürlich will der Bauer auch den Grund wissen, weswegen er mit seinem Schnupfen nicht mitfahren darf.
„'s isch halt wegen der Sicherheit,“ erklärt wichtig der Beamte — „neulich hat jemand so stark geniest, daß' Zügle entgleischt is!“
Als der Zug gerade abfahren wollte, kommt in hellem Schweiße ein Bäuerlein angelaufen, springt schnell in ein Abteil und läßt sich völlig erschöpft auf eine Bank nieder, mit den Worten: „So, nu lat den Zug to'n Düwel fahren!“ Fortwährend fluchend wischt er sich die zahlreichen Schweißtropfen von der Stirn. Ein ihm gegenüber sitzender geistlicher Herr hat die Worte mit Mißfallen angehört. „Mein Lieber,“ redet er das Bäuerlein salbungsvoll an, „wenn wir zum Teufel fahren, so führt uns der Weg aber zur Hölle.“ — „Dat is mir ganz egal,“ erwidert der Angeredete, „ick hewwe jo'n Retourbillett!“
Auf dem Bahnhof steht ein Zug zur Abfahrt bereit. Auf einmal stürzt ein Herr auf den Perron, läuft den ganzen Zug entlang und ruft immer: „Lehmann! Lehmann!“
Herr Cohn macht das Fenster auf und will sehen, was los ist. Wie er den Kopf raussteckt, haut ihm der Fremde eine kräftige Ohrfeige runter.
Herr Cohn schnappt Luft und ruft den Schaffner: „Herr Schaffnerleben, hier hat einer Lehmann gerufen, ich mache das Fenster auf und da gibt mir der Kerl eine Ohrfeige!“
„Ja,“ fragt der Schaffner, „heißen Sie denn Lehmann?“
„Keine Ahnung, Cohn!“
„Na, dann geht Sie die Sache ja auch garnix an!“
Wir lösten zwei Perronkarten und wollten auf den Bahnsteig hinaus — Herr v. Kossow und ich. Am Schranken verlangte der Portier die Karten.
Da wurde Herr v. Kossow aber wild.
„Jestatten Sie, Kammerherr v. Kossow, Leutnant der Reserve. Vermuten Sie versuchten Betrug?“
Roda Roda
„Was ist schwerer, der Körper oder der Geist?“
„Der Körper natürlich!“
„Falsch, der Geist. Denn der Körper wird im Coupé befördert, aber den Geist muß man ‚aufgeben’!“
Von einem Bankier verabschieden sich auf dem Bahnhof Verwandte und Bekannte. Kurz vor Abfahrt des Zuges reicht ihm seine Schwägerin noch eine Tafel Schokolade mit den Worten: „Damit du nicht verhungerst!“ — Darauf sagt sein Vetter, ihm ein Fläschchen mit Kognak übergebend: „Hier, damit du nicht verdurstest!“ — Seine vierjährige Nichte, die aufmerksam zugehört hat, soll ihm nun noch ein Veilchensträußchen reichen. Sie tut dies auch, ans Coupéfenster emporgehoben, mit den Worten: „Hier lieber Onkel, damit du nicht verduftest!“
„Schaffner, ich möchte ein Coupé haben, in dem nicht geraucht und nicht gesprochen wird, und in dem die Passagiere nicht immer raus- und reinlaufen!“ — „Na dann bleibt nur's Hundecoupé!“
Fahrgast (am Ende der Tour): „Hier, Kutscher, haben Sie drei Mark.“ — Kutscher: „Wat, drei Mark jeben Sie mir vor die lange Tour? Sie denken woll, ick habe den Schimmel jestohlen, Sie oller Nassauer, Sie!“ — Fahrgast: „Wenn Sie so mit mir reden, sollen Sie auch nur die Taxe bekommen; die macht zwei Mark fünfzig, geben Sie mir sofort fünfzig Pfennig retour!“ — Kutscher: „Na, die fufzig Pfennje Trinkgeld könnten Se mer doch wenigstens lassen, — wo ick mir schon davor bedankt habe!“
Professor Hühnersteiß will seine Gattin, die einige Zeit bei ihren Verwandten zu Besuch war, von der Bahn abholen. Um ihr eine Freude zu bereiten, kauft er auf dem Wege zum Bahnhof eine Torte, die er in einem runden Karton verpackt unter den Arm nimmt. Auf dem Bahnhof muß er jedoch erst noch einem menschlichen Bedürfnis nachkommen und suchte die betreffende dunkle Oertlichkeit auf. Plötzlich hörte er den Zug einlaufen, nimmt im Dunkeln sein rundes Präsent, eilt hastig auf den Bahnsteig und überreicht seiner erstaunten Gattin — den Klosettdeckel.
Horace Vernet, der berühmte französische Schlachtenmaler wohnte in Versailles, mußte von dort aus sich jeden Tag nach Paris begeben und hatte deshalb ein Abonnement für die Strecke genommen. Da er nach einigen Wochen sich zu der Annahme berechtigt glaubte, daß die Eisenbahnbeamten ihn kennen mußten, wollte er sich's ersparen, ihnen täglich seine Abonnementskarte zu zeigen. Aber der am Eingang des Bahnsteiges in Versailles aufgestellte Beamte, ein grämlicher alter Unteroffizier, bestand unweigerlich darauf, daß die Karte stets vorgezeigt wurde. Auf alle Vorhaltungen des Künstlers erwiderte er barsch: „Das Reglement schreibt das vor!“ Schließlich wurde Vernet die Sache zu bunt und er fand folgenden Ausweg: Er ließ sich seine Abonnementskarte am oberen Hinterteile des Beinkleides festnähen und jedesmal, wenn der alte Beamte sie zu sehen verlangte, hob er die Schöße seines Rockes empor und rief mit einer bezeichnenden Geste laut aus: „Da ist sie!“
Eisenbahnbilleteur: „Belieben's a Billetten?“ — Fremder: „Freilich und zwar ein bißchen schnell, von Bodenbach bis Wien, zweiter Klasse!“ — Billeteur: „Belieben's mit der Kassen durchgebrannt zu sein?“
Erster Reisender (neugierig): „Nun, Herr Kollege, wir haben uns nun schon so oft getroffen, in welchem Artikel, mit Erlaubnis, machen Sie denn eigentlich?“
Zweiter Reisender (spöttisch lächelnd): „Ich spreche darüber zwar nicht gerne, doch sollen Sie es wissen! — Ich, ich mache für die Firma Bohrer & Co. in Knopflöchern!“
Ein Amerikaner sieht auf einem Bahnhof den Stationsvorsteher vor dem Thermometer stehen. Er tritt an ihn heran und fragt gemütlich: „Na, wieviel Fahrenheit?“ — Aergerlich dreht sich der Beamte um und erwidert: „Zählen Sie sie doch!“
Schaffner: „Also Miß — schnell einsteigen, 's keine Sekunde Zeit mehr übrig.“ — Miß: „Ach — meiner Schwester muß ich noch einen Abschiedskuß geben!“ — Schaffner (eilig): „Nur hinein — hinein! — das will ich schon selbst besorgen!“
In der Ecke des Bahnwirtshauses hockt der Gamsbart-Toni und stöhnt vor Zahnweh, daß die Fenster klirren. Alle möglichen Mittel hatte er schon vergeblich probiert, aber selbst des Baders Künste waren an der tiefsitzenden Wurzel gescheitert.
Kommt der Dalsten-Nazi herein, ein pfiffiger Kopf, der meint: „Ich wüßt dir schon ein Mittel — aber Kurasch braucht's. Ich hab' da in den „Fliegenden Blättern“ gelesen, wie einmal einer seinen Zahn hinten am Zug an den Puffer an'bunden hat — der Zug is in's Fahren 'kommen und im Nu war der Zahn heraus!“
Der Toni stutzte einen Augenblick. Da fing der Schmerz von neuem zu bohren an. Er sprang auf — just pfiff die Lokomotive draußen zum Abfahren — ein Strick war im Nu um den kranken Zahn gewunden und in der nächsten Minute hatte er ihn fest an den Puffer des letzten Wagens geknüpft.
Ein Schnauben, ein Brausen ... Anfangs lief Toni ein Stückchen mit; da rollten die Räder schneller, der Atem ging ihm aus — plötzlich ein Krach und Schlag: Toni lag auf der Erde und neben ihm der — Puffer.
Eisenbahnbeamter (zum Passagier in der ersten Klasse mit einem Billett zweiter Klasse): „Sie haben ja nur ein Billett zweiter Klasse, Sie müssen die Differenz nachzahlen.“ — Passagier: „Die zweite Klasse war aber doch besetzt.“ — Beamter: „Ja, aber es war doch eine Menge Platz in der dritten Klasse.“ — Passagier: „Sehr richtig. Zahlen Sie mir die Differenz heraus, dann steige ich um.“
Tritt da am Droschkenstand beim Kurhaus ein eleganter Herr auf ein Gefährt zu, das durch seine Neuheit angenehm in die Augen fiel: „Aeh, Kutscher, machen Sie mal den Affenkasten auf!“ Der Kutscher kommt dienstfertig der Aufforderung nach, öffnet den Wagenschlag und bemerkt in verbindlichem Tone: „Bitte, wollen der Herr Affe einsteigen!“
„Kaufen Sie sich den Koffer da.“ — „Was brauch ich ä Koffer?“ — „Nu, für Ihre Kleider.“ — „Für meine Kleider? Nu, soll ich nackt herumlaufen?“
Schaffner: „Hier dürfen Sie nicht bleiben, mein Herr, dies Coupé ist für Nichtraucher!“
Reisender: „Ich bin doch Nichtraucher.“
Schaffner: „Sie rauchen doch aber!“
Reisender: „Ja, aber nur ganz ausnahmsweise!“
Herr (zum Kellner, am Bahnhof): „Jetzt habe ich, da ich solange aufs Essen warten mußte, den Zug versäumt!“ — Kellner: „Nun können Sie es wenigstens in Ruhe essen!“
Dame: „Kommt denn der andere Zug noch nicht bald, damit ich weiter fahren kann?“ — Schaffner (der Sekundärbahn): „Das ist sehr unbestimmt, verehrtes Fräulein. So nette regelmäßige Züge, wie Sie sie besitzen, haben wir bei unserer Sekundärbahn natürlich nicht!“
Herr (im Eisenbahnzuge): „Wie ist dies Unglück geschehen?“
Schaffner: „Jemand hat die Notleine gezogen und den Zug zum Halten gebracht, und da ist der Schnellzug in uns hineingefahren. Es wird fünf Stunden dauern, bis die Strecke soweit geräumt ist, daß wir weiterfahren können.“
Herr: „Fünf Stunden! Himmel! Ich wollte mich heute verheiraten!“
Schaffner (ein verheirateter Mann, streng): „Hören Sie mal, sind Sie etwa derjenige, der den Zug zum Halten gebracht hat?“
Eine fränkische Güterexpedition hat, nach der „Amberger Volksztg.“, dieser Tage folgenden Brief erhalten: „Liwe Giteräxbetütion! Warum schickst Du mir so lange meinen Kufer nicht. Ich habe Dir doch nikz gedan, das Du mir meinen Kufer nicht schickst. Sei so gud und schick mir doch meinen Kufer. Es grüßt Dich bestens Dein M. Sch.“
Fremder: „Hält der Zug hier so lange, daß man ein Schnitzel verzehren kann?“ — Geschäftsreisender: „O, gewiß!“ — Fremder: „Sie kennen wohl den Fahrplan genau?“ — Geschäftsreisender: „Nee — aber die Schnitzel!“
Auf dem Bahnhof in M. ist ein Assistent beschäftigt, der stets die Wagentüren eigenhändig zuschlägt. — Mein Freund Meier, mit dem zusammen ich neulich dort durchfuhr, schien das zu wissen, denn wie der Assistent an unsere Tür kommt, hat Meier den Riemen der Fensterscheibe zwischen die Türspalte geklemmt. Der Assistent ergreift die Klinke, holt aus und schlägt die Tür zu, wobei er „Vorsicht“ ruft. Aber: bumm ... fftt prallt die Tür zurück. Da steckt er seinen Kopf in den Wagen und schreit wütend: „Die Finger weg!“
„Fatal! Wenn ich jetzt meine Reisetasche bei mir hätte, da könnte ich gleich abfahren!“
„Hatten Sie denn vor, zu verreisen?“
„Natürlich, aber ich dachte, den Zug versäumst du doch, da läßt du die schwere Reisetasche lieber einstweilen zu Hause!“
Vor Abfahrt eines Zuges kommt Nathanael Tapetenmuster auf den Bahnhof gestürzt und fragt den Stationsvorsteher, wo er einem tiefgefühlten Bedürfnis entsprechen kann, und nachdem dieser ihm den Weg gesagt hat, zieht er sich zu geheimer Sitzung zurück. Der Zug ist nunmehr zur Abfahrt fertig und der Stationsvorsteher gibt das Zeichen zur Abfahrt, indem er mit Stentorstimme: „Fertig!“ ruft.
Da tönt Nathanaels Stimme aus dem bekannten Oertchen: „Nein — noch nicht!“
Durchlaucht sitzen im Eisenbahncoupé und versuchen nach Möglichkeit die Reize der Landschaft zu genießen, durch welche der Zug dahinsaust. Aber gerade auf der schönen Aussichtsseite verhüllt der dichte Rauch der Lokomotive das Gebirgsbild. Ungeduldig wendet sich Durchlaucht zu seinem Begleiter: „Kindermann, lassen Sie dem Maschinenführer sagen, er möge — äh — möge den Rauch auf die andere Seite auslassen! Hier verdeckt er ja die schönste Gegend!“ Kindermann erhebt sich verlegen und will die Sache mit der Windrichtung begründen; aber Durchlaucht wehrt entschieden ab. Kindermann geht in den Durchgang hinaus und bespricht die Sache scheinbar mit dem Schaffner — natürlich ohne Erfolg. Durchlaucht wartet in übelster Laune auf die Rückkehr seines Begleiters. Kindermann versichert, es werde das Möglichste geschehen. Aber nach wie vor verdeckt der Rauch die Landschaft auf der linken Seite. Durchlaucht wird immer erregter. Da beschreibt die Bahn eine Kurve — der Wind treibt den Rauch auf die andere Seite. Und Durchlaucht spricht mißmutig: „Na also — warum geht es jetzt? Daß die Leute so schwerfällig sein können!“
Eine Dame ruft voll verhaltenem Aerger, weil in ihrem Coupé geraucht wird:
„Schaffner, darf hier geraucht werden?“
„Ja, stecken Sie sich nur eine an!“
Rentier Bliemchendopp aus Dresden sitzt im Coupé, als ein Reisender einsteigt und über ihm ins Gepäcknetz seinen ziemlich gewichtigen Koffer stellt. Als der Zug eine Kurve macht, fällt der Koffer auf Bliemchendopps Kopf. Der Reisende entschuldigt sich vielmals und stellt den Koffer wieder hinauf. Ein zweites und drittes Mal fällt der Koffer auf Bliemchendopp herab und jedesmal überbietet sich der Reisende an höflichen Entschuldigungen. Als jedoch der Koffer das vierte Mal auf Bliemchendopp herunterpurzelt und der Reisende wieder seine Entschuldigungsphrasen loslassen will, sagt Bliemchendopp mit einer abwehrenden Handbewegung: „Jetzt brauchen Sie sich nich mehr zu endschuldchen, jetzt bin ich Se nämlich schon dran gewöhnd!“
A: (zu seinem Coupé-Genossen während seiner Geschäftsreise): „Und wie geht denn in Ihrer Branche das Geschäft — auch so miserabel, wie in der meinigen?“ B: „O vorzüglich! Das Rohmaterial oberfaul, im Kundenkreise nichts als Jammer, gewaltsame Eingriffe jeden Tag zu Dutzenden ...“ — A: „Und das nennen Sie vorzüglich?“ — B: „Gewiß — Sie müssen nämlich wissen, ich bin — Zahnarzt!“
Herr (der soeben in einen Wagen der Berliner Ringbahn eingestiegen ist, zu einer sehr dicken Dame): „Warum weinen Sie denn, meine Gnädige?“
Dame: „Ach, lieber Herr, sehen Sie, durch diese Station bin ich nun schon dreimal gefahren — ich soll hier aussteigen, und ich kann nicht!“
Herr: „Warum denn nicht?“
Dame: „Ja, sehen Sie, ich bin etwas korpulent und muß deshalb rückwärts aussteigen. Wenn nun der Zug hält, mach' ich die Tür auf und setze den einen Fuß auf das Trittbrett. Jedesmal kommt dann der Schaffner, denkt, ich will einsteigen, gibt mir einen kleinen Schubs und schlägt mit den Worten: „Madamken, wenn Sie noch mitwollen, dann müssen Sie sich beeilen!“ — die Waggontür zu!“
Ein Oberlehrer wird in der Eisenbahn mit den Worten „Sie, geben Sie mal Streichhölzer“ um Feuer gebeten. Er erwidert: „Erstens habe ich keine Streichhölzer, zweitens würde ich Ihnen, selbst wenn ich solche hätte, keine geben, a) weil Sie mich in unhöflicher Weise darum angegangen haben, b) weil wir im Nichtrauchercoupé fahren.“
Hanns Heinz Ewers erzählt:
„Auf einer Fahrt durch Estremadura (Spanien) befand sich in meinem Coupé eine englische Dame, welche sich genierte, die primitiven aus zwei durchlöcherten Brettern bestehenden W. C. der spanischen Bahnstationen zu benutzen und deshalb seelische wie körperliche Qualen litt.
Da war es, daß ich ein seltenes, ein aufopferndes Bild von Edelmut und Herzensgüte erlebte.
Ein im Coupé sitzender Handlungsreisender erhob sich und nahm aus der Schachtel seinen neuen, wundervollen Zylinderhut. Er reichte ihn der Dame hin und sagte würdevoll:
„Madam! Dies ist ein Zylinderhut. Man kann ihn auch zu anderen Zwecken benutzen. — Ich und die beiden Herren möchten jetzt schrecklich gern hier aus dem Fenster hinaus die Gegend betrachten. — Wenn in der Zwischenzeit der Zylinderhut aus dem anderen Fenster hinausgeworfen würde, würde ich mir das zur hohen Ehre anrechnen!“
Ohne eine Antwort abzuwarten, stellte er den Zylinderhut neben die Dame, faßte uns am Arm und drängte uns zum Fenster hin. Wir unterhielten uns laut über die schöne Gegend, die aus Sand, verbranntem [31] Gras und Telegraphenstangen bestand. Als wir sie genug bewundert zu haben glaubten, drehten wir uns wieder um. Der Zylinderhut war verschwunden, die Engländerin saß ruhig mit glücklichem Gesicht in ihrer Ecke. Sie warf dem Handlungsreisenden einen dankbaren Blick zu.
„Sie sind ein Gentleman!“ sagte sie einfach.
„Ja!“ sagte ich ergriffen und drückte ihm die Hand, „man sollte Ihnen ein Denkmal setzen!“
„O bitte!“ sagte der Herr vornehm. Und rasch brachte er ein anderes Gesprächsthema auf, erzählte höchst ergötzliche Geschichten von Leutnants und Schwiegermüttern.
„Welch ein Mensch!“ dachte ich.
Alles nimmt ein Ende. Und so gelang es schließlich auch unserer braven sechzigjährigen Lokomotive „Esmeralda“ uns nach Sevilla hineinzuschleppen. Sie schnarchte fürchterlich und war schrecklich müde — das arme Tierchen!
Wir stiegen aus, der Handlungsreisende reichte liebenswürdig der englischen Dame ihre Gepäckstücke und ich sah, wie er die Adresse auf ihrem Koffer las.
„Miß Maud Clifton, Park Road, Sheffield!“ murmelte er. — „Sheffield? — Das ist gut, da ist ja die Firma Winter Brothers!“
Er half der Dame beim Aussteigen. Dann kritzelte er ein paar Worte auf eine Karte und wandte sich an mich:
„Lieber Landsmann,“ sagte er, „ich muß unserer Reisegefährtin [32] mit dem Gepäck behilflich sein. Wollen Sie mir wohl dies Telegramm hier aufgeben?“
Ich war froh, dem hochherzigen Mann einen kleinen Dienst erweisen zu können und sprang schnell zum Telegraphenbureau. Die Depesche lautete:
Winter Brothers, Sheffield!
„Hat Miß Maud Clifton, Sheffield, Park Road, eigenes Vermögen? Und wieviel? Drahtantwort. Lehmann in Firma Obermeier, Berlin, zur Zeit Sevilla, Hotel Cadiz.“
Nachdem ich das Telegramm aufgegeben hatte, suchte ich mein Handgepäck zusammen und lief zum Hotelwagen, der bis zum letzten Platz besetzt war.
„Sie müssen in ein anderes Hotel!“ rief mir Herr Lehmann aus dem Fenster zu, „in diesem ist alles besetzt.“ —
„Die Depesche ist besorgt, sie hat acht Pesetas vierzig gekostet!“ sagte ich.
„Schon gut,“ meinte Herr Lehmann. „Wenn nur die Antwort befriedigend ist!“ Er beugte sich hinaus und sagte vertraulich: — „Hübsch ist sie ja, die Miß, wenn sie nun auch noch Geld hat, können wir bald Verlobung feiern!“
„O!“ beteuerte ich. „Ich wünsche Ihnen von Herzen alles Glück! — Sie edler Mensch, Sie! Sie Gentleman! — Ihr neuer Zylinderhut!“
„Reden Sie doch nicht!“ sagte Herr Lehmann, „meinen Sie denn ich würde auf ein so schwaches Risiko hin meinen eigenen Zylinderhut hergeben?! [33] — Nicht mal die Telegrammkosten!“
Der Kutscher knallte. Der Hotelwagen knatterte über das Pflaster hin.
Eine schreckliche Ahnung stieg in mir auf. — Ich öffnete meine schöne lederne Hutschachtel — — sie war leer!
O dieser Gentleman — — dieser scheußliche Gentleman!
Wenn er aber Hochzeit macht — — ich werde ihm telegraphisch meine Rechnung schicken! —“
Mayer und Kohn fahren zusammen mit der Bahn. Kohn hat keine Fahrkarte. Wie sie zur Endstation kommen, sagt Kohn zu Mayer: „Borg' mir e Moment deine Fahrkarte.“ Mayer gibt Kohn seine Karte. Kohn schreibt rückwärts seinen Namen darauf und gibt die Karte wieder dem Mayer zurück. Beide steigen aus. Mayer gibt beim Ausgang seine Karte ab und hinter ihm kommt Kohn. „Bitte, die Fahrkarte,“ sagt der Beamte. „Hab' ich Ihnen ja gerade gegeben.“ „Das ist nicht wahr,“ sagt der Beamte. „Wieso nicht wahr?“ sagt Kohn, „sehen Sie, bitte, nach, ich hab' mein' Nam' auf die Karten d'raufgeschrieben, ich heiße Kohn.“ Der Beamte schaut nach, findet richtig die Karte und sagt zu Kohn: „Gut, Sie können gehen.“ Kohn: „Wie haißt, Sie können geh'n, das Beschwerdebuch will ich haben!“
Veitel Troddeles sitzt im Coupé neben einem Offizier und raucht eine hundsgemeine Stinkadores. Der Offizier murmelt indigniert etwas von „schreckliche Jesellschaft“ und bietet ihm seufzend eine von seinen teuren Zigarren an.
Veitel Troddeles akzeptiert diese dankend, steckt sie aber nicht an, sondern ein, und schmaucht seinen Stänker weiter. Der Offizier ruft wütend:
„Aber Mann Gottes, nun rauchen Se doch um Gottes willen die andere Zigarre!“
„Ach nein,“ sagt Veiteles, „die rauch' ich mal, wenn ich bin in ä feinere Gesellschaft!“
Ein Brautpaar fährt mit der Eisenbahn und erhält auf seine Bitte vom Kondukteur in dem wenig besetzten Zug ein separates Coupé eingeräumt. Während der Fahrt erlaubt sich das Paar allerlei Zärtlichkeiten, als plötzlich ein Mann unter der Bank hervorkriecht. Erschreckt ruft der Bräutigam: „Was tun Sie hier — haben Sie uns beobachtet?“ — „Oh nein, seien Sie unbesorgt, ich habe nichts gesehen; ich bin ein ‚blinder Passagier’.“
Zwei Damen sitzen im Eisenbahncoupé, die eine macht das Waggonfenster auf, da sagt die andere: Das Fenster muß zubleiben, ich bin leidend, wenn ich einen Zug bekomme, kann ich momentan tot sein. Die andere sagt wieder: Ich halt's nicht aus beim geschlossenen Fenster, ich muß Luft haben, sonst trifft mich der Schlag. Es entsteht ein großer Streit, der Kondukteur kommt und sagt folgendes: „Also machen wir zuerst das Fenster auf, dann sterben Sie, dann machen wir's zu, dann trifft Ihnen der Schlag — dann haben wir Ruhe!“
A: „Mir ist so schlecht, ich kann es gar nicht beschreiben.“
B: „Ja, von was denn?“
A: „Wissen Sie, ich bin von Pest nach Wien gefahren und immer im Coupé verkehrt gesessen.“
B: „Wieso verkehrt?“
A: „Na, gegen den Zug.“
B: „Da hätte ich doch mein vis-à-vis ersucht, es soll mit mir den Platz wechseln!“
A: „Ja, das hätte ich ja auch getan. Aber es ist niemand vis-à-vis gesessen.“
Ort der Handlung: Ein Eisenbahnzug „drüben“. In einer Ecke am Fenster ein junger, eben eingewanderter Fremdling — in der anderen gleichfalls am Fenster ein alter würdiger Yankee pur sang. Dieser, eifrig mit Tabakkauen beschäftigt, spuckt von Zeit zu Zeit mit großer Vehemenz und noch größerer Zielsicherheit nicht etwa aus seinem Fenster, sondern zum jenseitigen hinaus, dicht an des „foreigner“ Nase vorbei. Der Neuling, mit des Landes Sitten nicht vertraut, beschließt, dem Mitinsassen eine Lektion zu erteilen, und indem er sich den Anschein gibt, als beabsichtige er durch das neben dem Amerikaner befindliche Fenster zu spucken, trifft er den würdigen Herrn mitten ins Gesicht. Der jedoch schüttelt milde tadelnd sein Haupt und sagt gelassen: „Sie sind noch ein Anfänger, mein Herr!“
Ein Eisenbahnzusammenstoß hat einige Waggons zertrümmert. Dabei sind dem Diener eines Lord beide Beine abgequetscht worden. Als man das dem Lord, der selbst unbeschädigt geblieben ist, mitteilt, sagt er:
„Well, bringen Sie mir das Bein, wo sind drin meine Kofferschlüssel!“
In einem Coupé machten sich bei dem von einem opulenten Diner heimkehrenden Herrn Großkotz aus Klein-Pankow die Folgen der zu starken Nahrungsaufnahme in explosiver Weise bemerkbar und das Ungewitter entladet sich unglücklicherweise gerade auf den Anzug eines ihm vis-à-vis sitzenden Herrn, der ebenfalls angesäuselt, eingeschlafen ist. Der Attentäter will sich durch einen Trick aus der Affäre ziehen, weckt den Herrn und sagt: „Na, guter Mann, ist Euch jetzt wieder besser?“
Der Herr sieht sich verdutzt um und sagt endlich: „Dunnerkeil, ich — habe — aber — doch seit Monaten keine Tomaten mehr gegessen!“
Szene: Ueberfüllter Wagen der Ringbahn in Bremen. Eine Dame steigt ein und muß stehen; ein Arbeiter erhebt sich und nun entspinnt sich folgendes Gespräch:
Arbeiter: „Madame, nehmen S' minen Platz, ick kann ehder stahn.“
Dame (hochmütig): „Danke, ich setze mich auf keinen warmen Platz.“
Arbeiter: „Denn kann'k dett nicht helpen, Madamm, een Isbüdel kann'k mer nich in de Boxen hangen.“
Wenn einer eine Reise tut, so kann er — totgeschlagen werden. Leider Gottes ist das eine Binsenwahrheit für deutsche Verhältnisse geworden.
Da ist es denn überaus erfreulich, zu erfahren, daß die Bahnverwaltung auf alle möglichen Mittel sinnt, um den Prozentsatz der Morde in den D- und Schnellzügen auf das normale Maß zu reduzieren.
Der Vorschlag, alle Reisenden vor Antritt der Fahrt der Untersuchung durch das Bertillonsche Meß-System zu unterwerfen, um berüchtigte Raubmörder von vornherein zu fassen, hat manches Mißliche, da er eine unerhörte Belästigung des Publikums darstellt.
Auch die Versuche, den einzelnen Zügen Berliner Kriminal-Schutzleute mitzugeben, sind total mißglückt, da die braven Beamten von dem Raubgesindel in der frechsten Weise bestohlen und ausgeplündert wurden.
Aussichtsvoller wäre schon der Plan die so hochintelligenten Polizeihunde der Eisenbahnbehörde zur Verfügung zu stellen. Aengstliche Reisende, die größere Geldsummen mit sich führen, könnten dann eine „Fahrkarte mit Hund“ lösen, müßten aber, da die Bahnverwaltung diese Vierfüßler, selbst wenn sie als „königliche Staatsbeamte“ fungieren, nur in gesonderten Abteilen transportieren läßt, im — Polizeihunde-Coupé, Platz nehmen, ein Umstand, der der Durchführung genannter Idee einige Hindernisse bereitet. Immerhin dürfte selbst der besonders furchtsam veranlagte Reisende einzig und allein im Polizeihunde-Coupé ein unbedingtes Gefühl der Sicherheit auf den deutschen Staatsbahnen erhalten.
[39] Gegen das Verbot, unter keinen Umständen nur zwei Passagiere in einem Abteil fahren zu lassen, protestieren wieder energisch die Hochzeitsreisenden, die sich sogar scharf gegen die Beleuchtung der Tunnelpassagen ausgesprochen haben. —
Ernsthafter ist schon die Idee zu betrachten, die Passagiere vor Antritt der Fahrt sorgfältig nach dem Zweck ihrer Reise zu befragen. Hier wäre für intelligente Bahnbeamte ein weites Gebiet der Tätigkeit.
Wenn z. B. ein gewisser Klamotten-Ede erklärt, er wolle nach Norderney, um zur Stärkung seiner Gesundheit einige Dutzend Fußbäder zu nehmen, so wäre dies durchaus auffällig, und weitere Recherchen würden vielleicht die Unrichtigkeit seiner Angaben bestätigen.
Auch die Aussage der berüchtigten „Troddel-Bertha“, sie fahre nach Bernau, um Untersuchungen über die Säuglingssterblichkeit in Kellerwohnungen anzuregen, könnte allzu berechtigten Zweifeln begegnen.
Ebensogut wäre Mißtrauen am Platze, wenn ein Berliner Geldschrankknacker den Nachtzug Berlin-Köln angeblich dazu benutzt, um der Frühmesse im Dom beizuwohnen oder vielleicht Kölnisches Wasser für seine „Braut“ zu kaufen!
Hier nun muß die Bahnschutz-Kontrolle einsetzen. Sobald sich daher ein derartig verdächtiges Individuum einem Passagier gegenübersetzt, wird dieser sofort davon verständigt. Dann wird die Hosenschnalle des Gefährdeten durch eine Zuckerschnur mit der Notleine verbunden, die rechte Hand des Verdächtigen anderseits mit der Bremsvorrichtung, so daß jedes Zerren daran den Zug auf der Stelle zum Stehen bringt.
Da weiterhin „Raubmörder“ gewöhnlich das Opfer während der Lektüre überfallen, so werden dem Gefährdeten [40] durch den Zugführer sämtliche eventuell in seinem Besitz befindlichen Zeitungen und Broschüren abgenommen.
Bevor ein Tunnel passiert wird, tritt der diensttuende Schaffner in das Coupee hinein und versorgt den gefährdeten Passagier mit Beschwerdebuch, schwedischen Streichhölzern und einer kurzen gedruckten Anweisung zum Jiu-Jitsu.
Diese Vorbereitungen werden den Raubmörder derartig beunruhigen, daß er sich meistens auf der nächsten Station in unauffälliger Weise — drückt!
Sehr zu empfehlen ist ängstlichen Passagieren auch der von der Bahnbehörde gelieferte künstliche Oberkopf, in dem sich ein elektrisches Läutewerk befindet. Es erregt erfahrungsgemäß regelmäßig bei dem „Opfer“ große Heiterkeit, wenn der „Verdächtige“ mit seinem Hammer wie verrückt darauf losschlägt und das gesamte Schaffnerpersonal alarmiert, während der Passagier — in aller Ruhe seine Zeitung liest!
Max Brinkmann.
„Ich hab' vier Passionen, wissen Sie: Pferde, Hunde, Damen und Weiber.“
„Und in was reisen Sie?“
„In Barchent.“
Zimmerkellner (zum Passagier): „Also hier ist Ihr Zimmer!“
Passagier: „Ist das Zimmer auch rein?“
Zimmerkellner: „Selbstredend!“
Passagier: „Sind im Bett Flöhe?“
Zimmerkellner: „Wo sollen sie denn sein?“
Auf dem Weg nach Rügen kamen wir in Berlin an, dort gedachten wir, eine Nacht zu bleiben.
Ich wollte unser Gepäck beheben, da zeigte es sich, daß meine Frau den Aufgabeschein verloren hatte. Wir hielten uns nicht weiter auf und fuhren ohne Gepäck ins Hotel.
„Nee,“ sagte der Portier, „Paare ohne Jepäck dürfen wa nich uffnehmen.“
Ich schlug Lärm und verlangte nach dem Wirt.
Er kam, ließ sich den Fall vortragen und zuckte die Achseln.
„Ick muß den juten Ruf von meenem Etablissemang wahren“ sprach er. „So spät am Abend könn wa keen Zimmer jeben — an Paare, die wo nich wenichstens ennen Hutkarton mithaben.“
Roda Roda.
Rentier Striese aus Leipzig kommt von einer Reise zurück und erzählt an seinem Stammtisch:
„Wissen Se, da is mer in Götschenbrode ä närrsches Ding bassiert. Also, wie ich nachts eene Weile im Hodelbette liege, beißt mich uff eemal e Floh. Nu, ich schnell Licht gemacht und das Luderchen gefangen. Aber das arme Dierchen zu deeden hatt 'ch doch nich ibersch Herz bring genn un so sperrt 'ch den Floh in meine Daschenuhr untersch Uhrglas. — Was soll 'eh Ihnen sagen, als 'ch am nächsten Morchen nachsehe, hat sich das freche Vieh uff'n Sekundenzeiger gesetzt un läßt sich Karussel fahren!“
Zwei Geschäftsreisende haben eine kleine Bierreise gemacht und kommen bezecht in ihr Hotel zurück. Im Dusel öffnen sie statt der Tür zu ihrem Schlafzimmer die Tür zum Nebenzimmer, wo eine Dame logiert. Erschreckt springt diese aus dem Bett und ruft, da sie die beiden für Raubmörder hält: „Ach Gott, lassen Sie mich doch leben!“ — „Karle,“ sagt darauf der eine, „warum sollen wir sie nicht leben lassen?“ — Beide: Sie lebe hoch! Sie lebe hoch! Dreimal hoch!
[45] In einem Hotel, wo ein Reisender wohnt, steigt neben sein Zimmer ein junges Ehepaar, welches sich auf der Hochzeitsreise befindet, ab. Der Reisende wird fortwährend aus seinem Schlafe gestört, weil die junge Frau immer zu ihrem Manne sagt: „Ach, Felix, du bist so süß. Dich soll man vergolden!“ Endlich wird dem Reisenden die Sache zu dumm, er klopft heftig an die Tür, das Ehepaar erschrickt und fragt: „Wer ist's?“ Drauf sagt der Reisende: „Der Vergolder, damit amal a Ruh' is!“
... bildet oft das stille Vergnügen seiner Tischnachbarn. Von einem solchen Original, und zwar einem solchen aus Wildwest, wird folgende Leistung erzählt. Seine Geschäfte führten ihn wieder einmal unter die Menschen, und er stieg in einem Gasthofe ab. Als er zum Essen ging, sprach er tapfer zu, aber er aß sein ganzes Mahl mit dem Messer und merkte erst zum Schluß der Tafel, daß er keine Gabel hatte. So sagte er denn zu seinem Geschäftsfreunde: „Denken Sie sich, der Kellner hat mir gar keine Gabel gegeben.“ „Das schadet ja auch nichts,“ erwiderte der Freund, „Sie brauchen sie ja doch nicht.“ „Die brauch' ich nicht?“ kam es von den Lippen des Mannes aus Wildwest. „Womit soll ich denn sonst zum Teufel den Kopf kratzen?“
Ein Engländer hat in einem kleinen Ort in der Nähe des Rheins ein paar Tage gewohnt und läßt sich bei seiner Abreise die Rechnung bringen. Hier findet er alles der Ordnung gemäß. Als letzter Posten war aufgeführt: „Wenn's geht ... 3,50 M.“ Erstaunt fragte er den Gasthalter: „Uas ist das: „Wenn's geht“?“ „No,“ sagt der Gasthalter, „wenn's net geht, do streiche mer's widder dorch!“
Der Pikkolo eines Hotels will der Köchin einen Schabernack spielen und streut ihr vorm Schlafengehen Juckpulver ins Bett.
„Komisch,“ sagt er am nächsten Morgen zu seinem Kollegen, dem er von seinem Streich erzählte, „komisch, die Köchin kratzt sich ja gar nicht und das Merkwürdigste, guck bloß mal den Oberkellner, der kratzt sich ja fortwährend!“
„Bedaure, wir sind vollständig besetzt! ... Wir haben nur mehr ein Zimmer mit zwei Betten frei!“
„Das genügt uns ja aber auch!“
„Pardon! ... Ich dachte, die Herrschaften seien verheiratet!“
„Wirklich, Schatz — wir steigen im Hotel Greif ab? Das ist gescheit. In dem Hotel hab ich mich auch voriges Jahr einmal verlobt.“
Ein sehr nervöser Hotelgast wendet sich an den Portier des Hotels mit der Bitte, dieser möge doch die Bewohner der angrenzenden Zimmer um möglichste Ruhe beim Schlafengehen ersuchen, da ihn das geringste Geräusch foltere. — Einer seiner Zimmernachbarn kommt nachts nach Hause, denkt nicht an den nervösen Herrn, und während er sich auskleidet, wirft er geräuschvoll seinen einen Stiefel in die Ecke. Da fällt ihm das Ersuchen des Portiers ein, und er beendet das Auskleiden möglichst geräuschlos. Nach drei Stunden weckt ihn sein nervöser Nachbar aus dem Schlaf: „Ja, um Gottes willen, Mensch, wann werden Sie endlich den anderen Stiefel in die Ecke werfen, ich warte schon drei Stunden darauf?“
Ein Kellner steht, rückwärts sich kratzend, bei einem Gast, der soeben eine Auswahl unter den Speisen trifft; der Gast beobachtet den Kellner und fragt ihn: „Haben Sie Hämorrhoiden?“ „Werde gleich in der Küche nachfragen!“ antwortet derselbe und eilt geschäftig weg.
Auch die Geschäftsreisenden — dieses Faktum dürfte manchem noch unbekannt sein! — haben eine Art der geheimen Verständigung durch Zeichen, die, ähnlich der Zeichensprache der „Stromer von der Landstraße“, den einzelnen quartiersuchenden Individuen eine klare und präzise Auskunft über die Güte und charakteristische Besonderheit des gekennzeichneten Hotels gibt. Die Hieroglyphen werden meistens unterhalb der Nachtklingel des Gasthauses mit Bleistift auf den Mauerkalk gekratzt.
Hier folgen die wesentlichen Bestandteile der Sprache:
Kleiner Strich in Hufeisenform : Es wird Fleisch, das hinreichend verdächtig erscheint, von der Peitsche eines Droschkenkutschers mürbe geschlagen zu sein, zu Beefsteaks und Klopsen verarbeitet.
Großer Strich in derselben Form, mit Apfel in der Mitte: Der Wirt ist ein absolutes Pferd.
Ein lateinisches K, über dem die bekannte Zeichnung des nützlichsten Haustieres prangt: Der Kaffee ist unter der Sau!
Der dreifach geschriebene Buchstabe W: Achtung! Wanzen!
Ein kleines v vor der gleichen Buchstabenreihe: Achtung, viel Wanzen!
Ein bekanntes und sehr zweckmäßiges Inventarstück des Schlafzimmers: Bitte nie Bouillon bestellen! Eventuell vor dem Genuß durch ein Sieb filtrieren! —
Ein Stiefelknecht mit Ohren: Vorsicht! Der Hausdiener und die Zimmermädchen lauschen an den Türen!
Nichts zu machen! Weibliche Bedienung gegen Liebenswürdigkeit sehr unempfänglich!
Ein Besen: Weibliche Bedienung reagiert auf Zärtlichkeiten sehr unangenehm!
Rasierpinsel zum Einseifen: Aufpassen beim Begleichen der Zeche! Zahlkellner ist ein gewitztes Luder! Doppelte Buchführung!
Max Brinkmann.
Das Stubenmädchen eines bekannten Leipziger Hotels, das wegen seiner guten Verpflegung von Reisenden viel besucht wird, kommt zum Rechtsanwalt, um eine Alimentenklage anhängig zu machen. Auf die Frage, gegen wen die Klage gerichtet werden soll, tiefes Schweigen und schließlich das Bekenntnis, daß sie ihre Gunst mehreren zugewendet habe und den Vater nicht angeben könne. Darauf aufmerksam gemacht, daß unter diesen Umständen die Klage unmöglich sei, erfolgt die schüchterne Frage, „Herr Notar, könnte man sie denn nicht gegen den ‚Verband reisender Kaufleute’ richten?“
An den Türen des Speisesaals eines Alpenhotels prangt: „On parle français.“ „English spoken.“ „Si parla italiano.“
Mendel Auerhahn der Jüngere, sehr gebildet, aber noch nicht ganz fertig, tritt ein, nimmt Platz und ruft, den Kellner: „Give me a menu card!“
Der Kellner bleibt lächelnd stehen.
„Donnez-moi la carte de menu!“
Der Kellner bleibt lächelnd stehen.
„Prego di darmi la carta di menu!“
Der Kellner sagt leise: „Wissen Se was. Ich werd' Ihnen bringen Gansbiegel mit Ritscherl.“
Ein Reisender kam in ein Hotel und wollte seinen Namen in das Fremdenbuch eintragen, als er einen Floh in dem Buch herumkriechen sah. Die Feder wegwerfen, sein Gepäck nehmen und fortgehen, war bei ihm das Werk eines Augenblicks, wobei er ausrief: „Ich habe in bezug auf Ungeziefer schon einiges mitgemacht, daß aber dieses Vieh schon gleich im Fremdenbuch nachsieht, in welchem Zimmer man untergebracht ist, das ist mir zu stark!“
Zwei Reisende, beide in feuerfesten Geldschränken machend, sitzen abends zusammen im Hotel. Nach kurzer Zeit entbrennt natürlich ein lebhafter Disput über die Prävalenz der vertretenen Firmen.
„Ich sage Ihnen,“ renommierte der Eine, „wir haben neulich in einen unserer Schränke einen lebendigen Hahn gesetzt, ihn dann 24 Stunden ununterbrochen der stärksten Glühhitze ausgesetzt, nachher wieder abgekühlt und geöffnet. Wir sehen nach dem Hahn und denken Sie — das Tier lebte noch!“
„Das ist noch gar nichts. Wir haben genau denselben Versuch gemacht, aber als wir den Schrank öffneten, da war der Hahn — erfroren!“
Erster Hotelkellner: „Nein, was bei uns für vergeßliche Leute verkehren. Hat da neulich eine junge Dame ihre ganzen Schmucksachen liegen lassen!“
Zweiter Hotelkellner: „Das ist noch gar nichts! Bei uns steigt da neulich ein Hochzeitspärchen ab und nimmt ein Zimmer. Am nächsten Morgen muß die junge Frau mal aus dem Zimmer. Aber als sie wieder zurück will, hat sie die Zimmernummer vergessen. Sie stürzt auf mich zu und fragt mich, welches Zimmer sie habe. „Ganz einfach,“ sage ich, „da sagen Sie mir nur Ihren werten Namen, ich gehe runter und sehe im Fremdenbuch nach, welche Nummer Sie haben!“ Was soll ich dir sagen, den Namen von ihrem Manne hatte sie sogar vergessen. Nee, so was von Vergeßlichkeit!“ —
Hotelier: „Mein Herr, ich muß Sie im Interesse meines Hotels und beziehungsweise meiner sonstigen Gäste dringend ersuchen, sich untersuchen zu lassen, denn Sie waren in dieser Nacht achtmal am Abort!“
Handlungsreisender: „Ganz richtig! Aber beruhigen Sie sich nur, mein Lieber! Es war eben siebenmal besetzt!“
Ein Hotelgast, welcher sich nicht den ganzen Tag mit seinem Schirm abschleppen will, läßt denselben im Lesezimmer stehen, nachdem er folgende Karte daran befestigt: „Dieser Schirm gehört dem Champion-Preisboxer Knuffer. Bin in zehn Minuten zurück.“ — Als er abends zurückkommt, ist der Schirm fort, an seiner Stelle aber findet Knuffer folgende Karte: „Diese Karte gehört dem Champion-Schnelläufer Eilemann. Kann nicht sagen, ob ich je zurückkomme.“
Im „Oklahoma-Hotel“ ist folgende Hausordnung im Fremdenzimmer vorgeschrieben: „Gentlemen, welche mit ihren Stiefeln zu Bette gehen, bezahlen einen Extrazuschlag. — Drei Schläge an der Tür bedeuten, daß ein Mord im Hause geschehen ist und daß Sie aufstehen müssen. — Das Abschießen einer Pistole ist kein genügendes Alarmzeichen. — Es ist verboten, die Tapeten abzureißen, um damit die Pfeife anzuzünden. — Die Ratten werden Sie nicht fressen, wenn sie Ihnen auch einmal übers Gesicht fahren. — Im Falle es durch die Decke zu stark hineinregnen sollte, finden Sie unter Ihrem Bett einen Regenschirm.“
In Venedig lernten wir ein nettes Ehepaar aus Deutschland kennen — aber die Frau war vom Reisen keineswegs entzückt. Sie wollte bald wieder heimkehren.
„Es is so peinlich,“ sagte sie, „mit meinem Mann. Er war doch ehemals maitre d'hôtel — un wenn nu jemand an't Jlas kloppt, springt er unwillkürlich uff un rennt hin.“
„O, bei uns steigt lauter hocharistokratisches Publikum ab. Das dort ist der Graf Plein — hier Baron Königshaus, und der Alte in der Ecke, das ist der Herr von Nr. 59.“
Roda Roda
In Metz war's, in einem ausschließlich von Geschäftsreisenden frequentierten Hotel, wo einer dieser ruhelosen Jünger Merkurs an der Tafelrunde die Zusammensetzung seines Artikels — Wichse — erklärte. Nachdem er die einzelnen Substanzen, als Elfenbeinschwarz, Schwefelsäure, Oel usw., aufgezählt hat, fragt ein Berliner: „Nu sagen Sie mal, Kolleje, was jibt denn da nu'n Jlanz?“ — „De Berschte!“ platzt ein Herr raus.
[55] In einem ehrbaren Gasthof des bayerischen Hochlandes findet sich in den Fremdenzimmern folgender Anschlag:
„In den Preis des Zimmers ist das Zimmermädchen nicht mit einbegriffen!“
Ich stellte ärgerlich meinen Wirt zur Rede: „Ich muß seit Monaten zehn Lire Pension zahlen und mein Nachbar, der Berliner, der heute gekommen ist, zahlt für das gleiche Zimmer, die gleiche Küche nur sieben.“
Der Wirt zuckte die Achseln.
„Was wollen Sie,“ sagte er, „— e fortunato. Er hat Glück.“
Roda Roda
Frau Goldstein (im Hotel): „Sie Portier, wo steckt denn wieder der Liftgoy?!“
In Galizien in einem kleinen Orte, wo kein Hotel existiert, steigt ein Reisender in einem Gasthofe ab. Um 12 Uhr mittags weckt ihn der Wirt und sagt: „Steh'n Sie auf, es ist Zeit zum Essen.“ Der Reisende sagt: „Ich dank' schön. Ich hab' kan Appetit.“ Der Wirt erwidert: „Ich brauch aber doch das Bettlaken zum Tischdecken.“
Herr Klepper war um 5 Uhr des Morgens aufgewacht, schnell zog er sich an und eilte nach dem Bahnhofe. Als das Zimmer aufgeräumt wurde, fand man seine drei falschen Zähne mit mächtiger Goldplatte. — Die Sängerin Jolanda war um 10 Uhr des Morgens abgereist, was hatte sie liegen lassen? Ein Strumpfband mit silbernem Schloß, Wappen A. von M. — Der Geschäftsreisende Schirmer war um 7½ Uhr morgens aufgestanden, unbekannt wohin gereist, was fand man in seinem Bette? Eine kleine goldene Uhr. — Herr Eberlein reiste in der Frühe ab, was fand man in seinem Bette? Ein kostbares Juchten-Zigarrenetui mit geheimem Verschluß. — Ein Brillantenhändler aus Brüssel hatte im Schlafzimmer eine Zahnbürste liegen lassen. Er holte sie nach einigen Tagen ab, da fand man auch noch einige Perlen dabei liegen, worauf er sagte, „die gehören nicht mir.“ — Mit einem großen Paket war ein Ehepaar angekommen. Sie zahlten im Voraus und gingen morgens in aller Frühe. Was ließen sie liegen? Ihr Paket. Es wurde geöffnet, und was fand man darin? Vier große Zigarrenkästen ohne Zigarren, aber mit Eierschalen. — Frau Professor hatte einige Tage im Hotel gewohnt, sie reist ab, da vergißt sie ihren Photographenapparat, den sie täglich spazieren führt, mitzunehmen. Ein Telegramm trifft ein; da fällt der Apparat auf den Boden und mit ihm Seife, Waschlappen, Puder, Schminke usw. Es war nur ein Renommierapparat gewesen; recht praktisch für die Frau Professor.
Ein Herr kommt in einen Handschuhladen.
Verkäuferin: „Womit kann ich Ihnen dienen?“
Herr: „Ach, weißt du, du kannst mir ein Paar Glacéhandschuhe geben!“
Verkäuferin (erstaunt): „Was wünschen Sie?“
Herr: „Na, ich hab's dir ja schon gesagt, du möchtest mir ein Paar Glacéhandschuhe geben!“
Die Verkäuferin geht kopfschüttelnd und empört zum Chef und sagt: „Herr Klosettdeckel, da ist vorne im Laden ein wildfremder Mann, der mich in unverschämtester Weise duzt.“
Der Chef geht nach vorn in den Laden.
Chef: „Sie wünschen, mein Herr?“
Herr: „Ja, ich habe es doch schon deinem Fräulein gesagt, du möchtest mir ein Paar Glacéhandschuh geben!“
Chef (wütend): „Herr, was soll das heißen? Erst duzen Sie meine Verkäuferin und jetzt machen Sie mit mir dieselben Tollheiten?!“
Herr (ruhig): „Tollheiten? Wieso? Da draußen in dem Schaufenster steht doch ein Schild:
Glacéhandschuhe à Paar 3 Mark
Duzend billiger!
Diener: „Da ist der Weinhändler mit der Rechnung für den Champagner; soll ich ihn hinausschmeißen?“
Herr: „Nein, noch nicht; ich muß doch erst sehen, ob die Rechnung auch stimmt.“
Ein Hausierer kommt zu einem reichen Juden und bietet ihm Hosenträger an. „Nee, ich kaufe nix!“
„Nu, wenn ich Ihnen sag', es is e prima Qualität!“
„Nee, nee! Ich kaufe nix!“
„Nu, wenn Se nix kaufen, sind Se das größte Kameel, Rindvieh un Heupferd, das jemals gelebt hat!“
„Se kennen mir schmeicheln wie Se wollen, aber ich kaufe nix!“
Prinzipal: „Nun, haben Sie den Schuldner Müller gefunden?“ — Kommis: „Leider nicht. In dem Hause wohnten eine Menge Müller, von denen keiner unser Gläubiger sein wollte. Der letzte hat mich sogar hinausgeworfen.“ — Prinzipal: „Zu dem gehen Sie noch einmal hin — der ist's.“
Beim Minister des Innern hat ein Herr Audienz, der wegen Namensveränderung petitioniert.
„Wie heißen Sie?“
„Mein Name ist: Zietz.“
„Ja, das ist doch ein ganz schöner Name; weshalb wollen Sie ihn denn ändern?“
„Ich hab' doch ein Geschäft! Und sowie ich angerufen werde und sage: Hier Zietz! ruft der andere immer: Machen Sie die Tür zu!“
Zwei Geschäftsreisende, die beide stottern, gehen zusammen spazieren.
Plötzlich sagt der eine: „Sieh—m—m—mal, da si—si—sitzt ein V—V—V— — schon fortgeflogen!“
Nach einer Weile der andere: „V—V—Vorsicht, d—d—da liegt — sch—sch— schon reingetreten!“
In einer Gesellschaft unterhält man sich mit drolligen Erzählungen von Kleinbahn-Erlebnissen.
„Das ist alles noch gar nichts,“ prahlte u. a. der Schnellphotograph Müller, „ich sprang mal während der Fahrt aus dem Zuge, rannte ein Stück voraus und photographierte den heranbrausenden Zug von vorn!“
Nur noch kurze Zeit und im fashionablen Westen Berlins wird wiederum ein neues elegantes Riesen-Warenhaus eröffnet und mit Wertheim, Tietz und Jandorf um die Palme der Konkurrenzlosigkeit ringen. Von dem bisher ungeahnten Komfort desselben werden jetzt bereits Wunderdinge erzählt. Wir sind in der Lage, einige Details aus dem Betriebe des neuen Kaufhauses veröffentlichen zu können.
Jeder Besucher wird beim Eintritt vom Portier nach seinen Wünschen gefragt, hierauf in eine passende Kapsel gepackt und a la Rohrpost an den betreffenden Verkaufsstand „gepustet“, wodurch das ermüdende Herumlaufen vermieden wird. Nachdem man hierauf pneumatisch bezahlt und gewechselt bekommen hat, wird man ebenfalls per Luftdruck wieder an den Ausgang zurückbefördert und umsonst per Auto nach Hause gefahren.
Geradezu hervorragend sind die Gratis-Zugaben, die jeder Käufer im neuen Kaufhaus erhält. Wer für 1.— Mk. einkauft, erhält einen Bon im Werte von 80 Pfg. und einen eleganten Klosettpinsel oder Zahnbürste gratis; bei Einkäufen zum Preise von 1.— bis 5.— Mk. bekommt man nach Wahl einen Kinderwagen, ein Leistenbruchband oder ein Paar Schneeschuhe zu; bei 5.— bis 10.— Mk. betragenden Einkäufen kann man zwischen einer Freifahrt mit dem Zeppelinschen Luftschiff, einem Diner im „Rheingold“ (Wein a discretion) oder einem Gummibusen wählen. Kauft man für 20.— Mk., so erhält man ein Dutzend farbige Photographien in Lebensgröße mit Rahmen, einen Logenplatz zu den Kammerspielen oder ein Autogramm Wedekinds gratis, bei 100.— Mk.-Einkäufen wird man gratis in Marmor ausgehauen oder erhält ein kleines Motorboot oder ein Pianola gratis. Wer aber gar für 1000 Mk. kauft, bekommt eine Villa am Wannsee mit vollständiger [63] Einrichtung, oder einen echten „Böcklin“, oder ein Rundreisebillett um die Erde, oder den Schwarzen Adlerorden gratis zu.
Besonders zeitgemäß sind die Erfrischungsräume ausgeführt. Während der Sommermonate sind dieselben unter Wasser gesetzt, um als „Ostende des Westens“ vielen Familien die teuren Reisekosten zu ersparen. Jeder Käufer einer Badehose erhält ein Gratisbad, jeder Käufer eines Badeanzugs darf sich im „Familienbad“ tummeln, in welchem namentlich die „five o'clocks im Wasser“ von den Berliner W.-Damen stark frequentiert sein werden.
In den Erfrischungsräumen finden ferner Familien-Konzerte hervorragender Kunstgrößen wie Richard Strauß, Mahler, Nikisch usw. mit anschließendem Tanzkränzchen statt. Vielen Zuspruch wird jedenfalls auch die „Henkel-Trocken-Fontäne“ und das „Kaufhaus-Kabarett“ finden. Im Winter wird der wunderbare Palmengarten als „Riviera des Westens“ große Anziehungskraft ausüben. Jedem Schlittschuhläufer steht der „Kaufhaus-Eis-Palast“ zur Gratisbenutzung zur Verfügung.
Wie es schon jetzt üblich ist, den Käufern von Noten dieselben gleich vorzuspielen, so wird man im Neuen Kaufhaus in der Abteilung Theaterbilletts, Texte usw. auf einer Drehbühne die gewünschten Stücke von bedeutenden Schauspielern gleich zur Probe vorgemimt erhalten.
Jeder Käufer, der mit dem gekauften Gegenstand nicht zufrieden ist, erhält denselben nicht bloß gegen ein konvenierendes Objekt bereitwilligst eingetauscht, sondern außerdem noch sein Geld zurück und „bedagt“ hierauf vergnügt nach Hause.
Mehr kann man nicht verlangen!
F. Schl.
In einer Gesellschaft bei Bankier Tulpenstiel werden Rätsel aufgegeben, plötzlich schreit da die kleine Tochter des Hauses: „Bitte, darf ich auch ein Rätsel aufgeben?“ „Ja, gerne, gerne,“ sagt ihre Mama, „wenn du ein schönes weißt!“ Da sagt die Kleine: „Welcher Unterschied ist zwischen dem Herrn Veilchenfeld hier und einer Katze?“ Niemand weiß es und man sagt zur Kleinen, sie möge die Auflösung sagen; da entgegnet die Kleine: „Die Katze hat einen Schweif und der Herr Veilchenfeld hat keinen.“ Ganz verlegen sagt die Mutter rasch, ohne zu überdenken, was sie spricht: „Entschuldigen Herr Veilchenfeld, meine Tochter meint nämlich — hinten.“
Der wegen seiner Eleganz bekannte Herr Kommerzienrat Aaron steht nachdenklich vor der Börse; da tritt ein kleiner, schäbiger Börsenjobber an ihn mit der Frage heran: „Na, lieber Freund, wie geben Sie Russen?“ — Entrüstet wendet sich der Kommerzienrat um und spricht würdevoll: „Erstens bin ich für Sie der Herr Kommerzienrat Aaron; zweitens bin ich nicht Ihr lieber Freund und drittens — per wann wollen Sie se haben?“
Seit dem jüngsten verwegenen Bankraube in Cody haben die meisten Banken im Staate Wyoming (U. S. A.) folgendes Regulativ an ihren Türen angeschlagen: „Wir zeigen an, daß wir Mitglieder der amerikanischen Scharfschützenvereinigung sind. Kunden, die glauben, daß der Kassierer sich geirrt hat, werden ersucht, nicht vor einer etwaigen Klarstellung zu schießen. Fremde dürfen die Bank nur mit hochgehaltenen Händen betreten, andernfalls setzen sie sich dem Feuer unseres Schützenstabes aus. Depositen von Leuten, die auf unserem Grund und Boden getötet werden, bleiben Eigentum der Bank. Die Bank ist für verlorene Revolver und Messer nicht verantwortlich. Kunden, die sich üben wollen, werden ersucht, nach den Federn in den Händen der Buchhalter zu schießen und den Kassierer unbelästigt zu lassen. Leute, die schnell bedient werden wollen, mögen freundlichst beachten, daß das Ausschießen der Lampen die Arbeit unserer Beamten mehr verzögert als beschleunigt. Die Leichenbestatter werden darauf aufmerksam gemacht, daß die Bank nicht für die Beerdigungskosten von Personen aufkommt, die von unseren Stabsbeamten im Geschäftsbetriebe getötet werden.“
Tuchhändler (zum Kommis): „Ist der neue Stoff, der gar nicht einlaufen soll, noch nicht eingelaufen?“
War da ein biederer Kleiderhändler, der einmal in einem Fabrikskontor vorsprach. Unter den Inschriften und Emblemen, die die Wände schmückten, fesselte besonders seine Aufmerksamkeit:
Ein prächtiges Motto! dachte er. Das ist wirklich ein Ansporn für jedermann, der einen Entschluß lange in sich herumträgt, sich aber zur Ausführung nicht entschließen kann und sie von Tag zu Tag verschiebt! Und so ging er denn hin und brachte den Wahlspruch überall in seinem Geschäfte an. Die Wirkung war eine prompte, aber unerwartete. Am nächsten Tage war der Kassierer mit der Kassa und der Buchhalter mit der Frau des Prinzipals durchgegangen, und der Laufbursche hatte die Portokasse erbrochen und war mit einem Revolver und einem Schatz von hundertdreißig Nick-Carter-Heften durchgebrannt.
Chef (der einen herkulischen Hausknecht engagiert hat): „Haben Sie keine Photographie von sich?“
Hausknecht: „O ja; zu welchem Zweck?“
Chef: „Wir könnten sie gleich im Hausgang anheften für die Herren Handlungsreisenden!“
A: „Sag mal, hast du denn schon davon gehört?“
B: „Wovon denn?“
A: „Nu, von die Jeschichte mit den — mit den — na, da draußen, da neben die — Jees! wie heeßen denn die Leute?“
B: „Meenst du vielleicht die neue Bierkneipe?“
A: „I nee doch! Ich meene die Jeschichte mit den — na, der Name schwebt mir uf de Lippe. Die da draußen vorjejangen is, da bei — da draußen bei — Jott, du mußt ja den Ort kennen!“
B: „Ach Jees, det is die Jeschichte mit den — ja, die kenn ick — mit den — na mit den — Jees, wie heeßt er doch? Die meenste?“
A: „Richtig, die meen ick. Also du kennst se schon?“
B: „Ja, die kenn ick; die hat mir ja der — der — na, wie heeßt er denn, erzählt. Der — da draußen — du weeßt ja!“
A: „Ja, ick weeß schon, det is die Jeschichte! Von den hab ick se ooch.“
Lotteriekollekteur: „Hier ist das gewünschte Los. — Nun machen Sie aber endlich einmal, daß Sie herauskommen.“ — Kunde: „Na, solche Flegelei ist mir denn doch noch nicht vorgekommen.“
Agent A: „Ich war gestern so furchtbar aufgeregt, daß ich Sie einen Schwindler nannte. Sie nehmen es mir doch nicht übel?“ — Agent B: „Nicht im geringsten, Herr Meyer, wir sind doch Kollegen!“
Ich besuchte seit Jahren einen treuen Kunden in Sachsen, bei dem sich wie von selbst das „Gewohnheitsrecht“ herausgebildet hatte, daß er mit mir jedesmal, bevor wir ans Geschäft gingen, in einem benachbarten guten Weinrestaurant „eine“ gute Flasche trank, und er war nicht nur ein Freund von „Weinrot“, sondern auch von Rotwein, besonders wenn es auf Geschäftsunkosten ging. Am andern Tage bekam ich dann regelmäßig meinen guten Auftrag. So ging das Tour für Tour; auch neulich holte ich ihn abends, gleich nach meiner Ankunft an dem betreffenden Platze, zu unserem obligaten gemütlichen Schoppen ab. Diesmal wählte er eine ganz besonders schwere und teure Marke; ich machte aber gern mit, denn was tut man nicht alles für seinen Chef und seine Kundschaft. Auch quantitativ ging er diesmal über das bisher übliche Maß hinaus; ich hielt still, denn er schien mir auch bezüglich seiner Order diesmal besonders „große Rosinen im Sack“ zu haben ... Der Morgen graute schon, als ich ihm beim Abschied ein „Wohl bekomm's!“ zurief und ihn zum Schluß möglichst beiläufig fragte: „Na, lieber Freund, wann kann ich Ihnen morgen früh meinen Koffer schicken?“ „Hären se, mei Kutester“, erwiderte er, „diesmal gann ich Ihnen awer nischt bestellen, ich bin Se nemlich pleite!“
Kundin: „Und ist das auch wirklich der neueste Stoff?“ — Verkäufer: „Gewiß, Madame, erst gestern hereingekommen!“ — Kundin: „Ja, das sagen Sie so. Können Sie mir dafür garantieren?“ — Verkäufer: „Gewiß, gnädige Frau, gewiß! So neu ist der Stoff, daß wir noch nicht einmal Zeit gehabt haben, seinen Preis herabzusetzen!“
„Ich bitte um eine Bluse.“
Verkäuferin: „Jawohl, mein Herr, wäre Ihnen dieser Schnitt recht?“
„Janz ejal!“
Verkäuferin: „Welche Farbe dürfte es dann sein?“
„Auch ejal, auch ejal.“
Verkäuferin: „Aber um die Größennummer darf ich doch bitten?“
„Is ejal, is alles ejal, umgetauscht wird se doch!“
„Da hab' ich mir nun für teures Geld Normalbeinkleider gekauft, aber — normal schauen meine Beine immer noch nicht aus!“
„Trotz geschäftlicher Ueberbürdung sind wir in der glücklichen Lage, die Geburt des dritten kräftigen Hamburger Jungen anzuzeigen. Motto: „Wir haben keine Zeit, müde zu sein.“
Hamburg, d. 17. Dez. 1907.
Carl Voß und Frau.“
Zigeunerin (dem jungen Kassier Meier aus den Linien der Hand wahrsagend): „Hier, junger Herr, sehe ich eine Linie, die für Ihr Leben große Bedeutung gewinnen wird.“ — „Weiß ich, das ist die Hamburg-Amerika-Linie!“
Eine Depesche von dem Ableben des Vaters hatte folgende Fassung: „Vater sauft (anstatt sanft) verschieden.“
Die Telegrammadresse an eine Kammersängerin lautet: „An die Jammersängerin N. N.“
Von einem Verliebten aus der Ferne: „Liebes Rind (Kind), könnt' ich bei dir sein!“
Ein Kondolenztelegramm: „Auch wir sind schwer besoffen (statt betroffen).“
Eine Rückmeldung, betreffend die Unbestellbarkeit eines Telegramms wegen mehrerer gleicher Namen lautete: „Kohn ohne Bezeichnung des Vornamens unbestellbar, da mehrere gleichnasige.“ (Gleichnamige.)
Ein Kaufmann in Kr. ersuchte drahtlich einen ländlichen Verwandten um sofortige Absendung von „Grasbutter“. Das Telegramm ging durch Fernsprechverbindung weiter und der Verwandte erhielt eine Depesche mit der Weisung, „sofort Großmutter absenden.“ Letztere langte, in der Meinung, es sei etwas Außergewöhnliches passiert, alsbald sehr aufgeregt mit vielen Koffern und Schachteln in Kr. an.
„Die mir gesandten Heringe gefallen mir nicht. Sie sind faul. Sie stinken ja vor Faulheit. Das Faß Tran, welches ich für Sie im Auge hatte, geht Ihnen jetzt auch vor der Nase vorüber.“
Der lange Baron v. Schnabelwitz und der kleine Produktenhändler Veitel gehen die Straße laut sprechend und heftig gestikulierend auf und nieder. Kaum entfernt sich der lange Baron, so drängen sich die Konkurrenten an Veitel mit der Frage: „Was hat der Baron von dir gewollt?“
Veitel: „Was er gewollt hat? Weiß ich? Ich soll da unten verstehen, was der da oben spricht!“
Einer Dame sind bei Bestellung eines größeren Wäschepostens ein halbes Dutzend Beinkleider zuviel geliefert und berechnet worden. Sie trägt dieselben zurück und ersucht um Richtigstellung der Rechnung. Darauf der Prinzipal:
„Ja, bitte, das ist ein Irrtum gewesen! Entschuldigen Sie vielmals!“ Und zum Buchhalter sagt er: „Ziehen Sie mal der Dame die Beinkleider ab!“
Seit einigen Tagen tritt das Gerücht auf, dass die bekannte Weltfirma Sommer u. Co. in Liquidation getreten sei. Zahlreiche Gläubigergruppen haben bereits vor Wochen Protestversammlungen veranstaltet, um gegen die besonders in den letzten Monaten zutage getretenen Mißstände Stellung zu nehmen. Ihre eingegangenen Verpflichtungen hat die Firma im letzten Geschäftsjahr zum Teil gar nicht, zum Teil nur sehr mangelhaft erfüllt. Es steht zu befürchten, daß der Zusammenbruch der Weltfirma den Konkurs zahlreicher anderer Firmen zur Folge haben wird ... Zu den am meisten geschädigten „Geschäftsfreunden“ gehören vor allem zahlreiche Gastwirte und Biergartenbesitzer. Sonnenschein war stets sehr knapp am Lager und wurde trotz reger Nachfrage gar nicht oder nur in sehr kleinen Quanten geliefert. Auch den Landleuten gegenüber hat die Firma die Lieferungsverträge nicht innegehalten. Es wurde in den letzten Monaten überhaupt nur noch mit „Wechseln“ gearbeitet, die natürlich immer unbeliebter wurden. Bei dem Konkursverwalter Aug. September laufen täglich zahlreiche Forderungen auch aus den Kreisen der Gewerbetreibenden und der sog. kleinen Leute ein; besonders aber in Sportkreisen und unter der Lebewelt der Badeorte hört man mannigfache Klagen über das unlautere Geschäftsgebaren der früher so angesehenen Firma. Als letzter Termin zur Anmeldung von Forderungen war der 23. d. Mts. festgesetzt. Mit diesem Tage übernahm, wie jetzt bekannt wird, die bekannte und gut fundierte Firma Herbst u. Co. den Betrieb mit sämtlichen Warenvorräten. Hoffentlich gelingt es dieser, das verloren gegangene Vertrauen unter der Bevölkerung wieder zu gewinnen.
Ein neuengagierter Reisender wird von seiner Firma auf die Tour geschickt, kommt aber ohne Aufträge zurück.
Der Chef der Firma ist sehr ungehalten und läßt den Reisenden in sein Privatkontor bitten.
„Ja, wie ist es bloß möglich, daß Sie nix verkaufen?“ fährt er ihn an, „gewiß machen Sie die Sache nicht energisch genug. Wir wollen gleich mal eine Probe machen. Also denken Sie, ich bin der Kunde, dem Sie Offerte machen sollen, und fangen Sie mal an!“
Der Reisende geht hinaus, klopft an, tritt mit einer Verbeugung ein: „Ich komme von der Firma Troddelkopp & Co. und wollte mir gestatten, Ihnen Offerte in Lebertranpillen zu machen.“
„Bedaure,“ sagt der Chef, „brauche nix!“
„Dann entschuldigen Sie bitte, vielleicht ein andermal! Empfehle mich gehorsamst!“ Der Reisende geht hinaus.
„Falsch,“ schreit der Chef, „sehen Sie, ich hab's ja gesagt, daß Sie nicht können energisch genug auftreten! Nun wollen wir mal die Sache umgekehrt machen. Setzen Sie sich mal her und spielen Sie den Kunden und ich werde den Reisenden machen!“
Gesagt, getan. Der Reisende setzt sich hin und der Chef geht hinaus, klopft an und tritt ein:
„Verzeihung, wenn ich störe, ich wollte mir gestatten, [77] Ihnen von der bekannten Firma Troddelkopp & Co. die berühmten Lebertranpastillen zu offerieren!“
„Was,“ brüllt der Reisende los, „von diesem Schwindler wollen Sie mich beschummeln helfen! Raus!!!“
Packt den Chef beim Kragen und befördert ihn unter einem kräftigen Fußtritt aus dem Lokal.
„Sehen Sie,“ sagt er dann, als der Chef, seine Kehrseite reibend, wieder ins Bureau kommt, „den Reisenden haben Sie ganz nett gespielt, aber den Kunden habe ich energischer und lebensgetreuer gemacht!“
„Viehhändler U. Magdeburg. Morgen alle Schweine auf dem Bahnhof. Sie erwarte ich auch. Ich komme erst morgen, da Personenzug keine Ochsen mitnimmt. Schlechtes Marktgeschäft. Rindvieh im Preise gestiegen. Sehen Sie sich vor. Wenn Sie Ochsen brauchen, denken Sie an mich.“
Chef: „Die Firma Schulze & Co. hat Konkurs angesagt. Das Conto derselben ist bei mir mit tausend Mark belastet.“ — Reisender: „Da bin ich aber in der Tat sehr froh, daß ich den letzten Posten zu Schundpreisen verkauft habe.“ — Chef: „Wieso?“ — Reisender: „Sonst wäre ja Ihr Verlust viel größer.“
Siegfried Jacob & Co.
Breslau.
Breslau, d. 5. 12. 09.
Herrn Aaron Ponimsohn
in Krotoschin.
Bei Durchsicht unserer Bücher finden wir Ihr Konto noch immer mit M. 300.— belastet.
Wenn Sie nicht innerhalb 5 Tagen bezahlen, verklagen wir Sie.
Ergebenst
Siegfried Jacob & Co.
Krotoschin, d. 8. 12. 09.
Herrn
Siegfried Jacob & Co.
Breslau.
Anbei übersende ich Ihnen die 300 M.
Wie können Se mer solch grobben Brief schreiben! Wo ich kaufe schon seit 30 Jahren von Ihnen de mieseste Schundware, asser kaufe ich nich for einen Pfennig mehr von Ihnen; ich verbitte mir soiche Briefliches.
Ergebenst
Aaron Ponimsohn.
Bitte wenden!
Eso hätt ich geschrieben, hätt ich gehabt Geld zu Bezahlen.
Aperçü: Schicken Se mir noch von de leinenen Ticher 3 Dtzd.
Ein Schneider schickt seinen Reisenden zum Studenten Borgerl, um demselben mal energisch auf die Hinterbeine zu treten. Nach 'ner halben Stunde kommt der Reisende zurück.
„Nun, Herr Meyer,“ fragt der Schneider, „haben Sie es dem Manne gesagt!?“
„Ob ich es ihm gesagt hab' und wie hab' ich es ihm gesagt, und wenn er dagewesen wär', hätt' ich es ihm noch viel mehr gesagt!“
„Was für einen Sarg wünschen gnädige Frau? Einen metallenen oder einen eisernen?“
„Welche sind besser?“
„Beide Sorten sind gut. Die metallenen Särge sind dauerhafter, aber die eisernen gesünder!“
„Gut, also einen eisernen! Was kostet dieser?“
„Sechzig Mark.“
„Was so teuer, können Sie ihn mir nicht billiger abgeben?“
„Nein, billiger kann ich ihn nicht lassen, aber ich will Ihnen noch einen kleinen zugeben!“
Wie anders war es doch in alter Zeit!
Mit tiefer Wehmut gedenke ich noch heute eines traulichen Familienbildes. Es war am Vorabend der Hinrichtung unsres seligen Urgroßvaters. Großpapachen, damals noch ein rüstiger Herr, saß, ein gesticktes Hauskäpplein auf dem Haupte, über der „Morgenpost“, Großmamachen las einen Roman von der Luise Mühlbach, Onkel Kaspar rauchte seine schwarz-rot-goldne Pfeife und Mutterchen — sie hatte sich kurz vorher verlobt — häkelte eine Weste für ihren Bräutigam. — In der friedlichen Runde aber kreiste die Lichtputzschere, und alle wetteiferten im Schneuzen der anheimelnd flackernden Kerze.
Seitdem sind viele Jahre vergangen.
Die technischen Fortschritte auf allen Gebieten sind bis in die innerste Häuslichkeit gedrungen, man brennt heute nur mehr Gas oder Elektrizität.
Wir hatten in unsre alte Wohnung Gas einziehen lassen, aber Großmama wurde nie den Gedanken los, daß es nach Ziegenbock stinke. Dann ist es auch im Schlafzimmer sehr unangenehm. Elektrizität wieder, das kostet eine Menge Geld, wenn man noch nicht darauf eingerichtet ist, und man hört auch so viel von Kurzschlüssen.
Da las Großpapachen in der „Morgenpost“ von der Spektral-Multiplex-Biform-Lampe, und auch im Krakauer Kalender war sie rühmend erwähnt — als etwas wirklich Gediegenes.
Zufällig sah ich bei Beer & Cie. im Schaufenster eine Multiplex-Biform brennen und fand das Licht ruhig und sehr hell.
Am nächsten Abend nahm ich meine Käte mit. Wir sahen uns beide das Ding an. Sie konnte auch nicht viel dagegen sagen und war nur mißtrauisch, weil die Lampe [81] patentiert war. Aber es ist doch einfach töricht, eine Lampe, nur weil sie patentiert ist, für schlecht zu halten.
Wir besprachen die Sache zu Hause. Großpapachen, der sehr modern denkt, war dafür, daß ich zu Beer & Cie. fragen gehen sollte: erstens, wieviel Petroleum die Lampe brauche, zweitens, wieviel sie koste und drittens wegen einer schriftlichen Garantie auf ein Jahr.
Bei Beer & Cie. traf ich einen Kommis, einen sehr geläufigen jungen Mann. Er fragte mich, ob ich einen Spektral-Multiplex-Biform-Löscher haben wolle — oder eine Spektral-Multiplex-Biform-Lampe.
Ich sagte: eine Lampe.
Da begann der junge Mann:
„In höflicher Beantwortung Ihrer sehr geschätzten Anfrage gestatten wir uns, Ihnen unsere hochprima Spektral-Multiplex-Biform-Lampen in zwei Größen zu offerieren: die eine für Wohnzimmer, die andere für Lokalitäten.“
Ich verlangte natürlich eine Lampe von der ersten Art. Er brachte sie und zündete sie an.
„Unsre von allen Höfen und den höchsten Fürstlichkeiten durch lobende Anerkennungen ausgezeichnete Spektral-Multiplex-Biform-Lampe hat ihren Namen daher, daß die Flamme, wie Sie sehen, in Form eines griechischen Bi brennt. Man kann sie auf acht Kerzenstärken einstellen — wie jetzt — für Gesellschaften bis zu fünf Personen; oder — so — auf neun Kerzen — für elf Personen, darunter auch Kinder oder — durch diesen Hebeldruck — auf dreizehneinhalb Kerzen — für Hochzeiten und andere größere Räumlichkeiten. Die Tabelle dazu geben wir kostenlos bei. — Die Lampe wird mit Spektralöl gefüllt, und führen wir selbes gleichfalls. Das Spektralöl ist von uns erfunden und wird eigens für unsere werten Kunden erzeugt. Es kostet um fünf Kronen per Tonne mehr, als das beste im Handel befindliche Petroleum, hat aber auch einen [82] um 21,5 Proz. höhern Feingehalt an ölig-chemischen Bestandteilen. Die Multiplex-Biform verbraucht davon in einer englischen Stunde je nach der Kerzenstärke für dreizehn bis neunzehn Hundertel Heller, wodurch sich zwar der Liter Spektralöl in der Anschaffung ein für allemal etwas höher stellt, jedoch im Gebrauche wesentliche Ersparnisse im Gefolge hat. Hierfür garantieren wir, und legen wir die Tabelle hiezu gleichfalls kostenlos bei. — Die Lampe selbst berechnen wir Ihnen äußerst mit 23 K 70 h netto ab hier, und haften wir schriftlich bis zur Ueberstellung ins Haus. — Ein Reserve-Spektral kostet eine Krone, ein Reserve-Multiplex sieben Kronen und ein Dutzend Reserve-Biformen nur sechzig Heller.“
Also kaufte ich eine Lampe samt allen notwendigen Nebenbestandteilen.
„Wünschen auch einen Spektral-Multiplex-Biform-Ohrenschützer? — Nein? — Aber einen Spektral-Multiplex-Biform-Löscher empfehle ich Ihnen unbedingt.“
„Nein, nein — ich danke,“ sprach ich und ging.
Am dritten Abend, als wir wieder daheimsaßen, Großpapa mit seiner „Morgenpost“ und Onkel Kaspar mit seiner Pfeife, da sprach meine Käte:
„Sieh nur, die Lampe geht aus.“
Ich rüttelte sie ein wenig — sie war gefüllt. Ich holte die Tabelle, stellte die Lampe auf sechs Personen und ein Kind ein — sie flackerte. Ich schraubte ein neues Spektral ein — sie zuckte meterhoch und summte.
„Vielleicht ist das Multiplex zu stark erhitzt,“ sagte Onkel Kaspar — und ich tat ein andres Multiplex an die Biform. — Als alles nichts nützte, zog ich auch die Biform heraus und ersetzte sie. Aus der Lampe hörte man es zornig brausen, und die Flamme züngelte wie eine Schlange aus dem Zylinder.
[83] „Am besten wäre, die Lampe auszulöschen.“
„Ja — ja, löschen wir sie aus,“ riefen nun alle.
Ich wollte die Schraube anziehen — sie war unberührbar heiß. Da blies ich in den Zylinder. Die Flamme fuhr heraus und fauchte mich an. Onkel Kaspar begann mitzupusten, dann Käte und alle Kinder, die Gouvernante und endlich sogar Großväterchen. Wir bliesen zuerst ungeregelt und dann auf Kommando. Der Gouvernante flog der Puder vom Gesicht und ein Zopf aus der Frisur — die Lampe brannte.
Da sah man, wie der Multiplex anfing, von oben her langsam in Rotglut überzugehen. Immer tiefer und tiefer, jetzt mußte die Röte den Lampenkörper erreichen.
Und da — erfolgte ein unbeschreiblicher Krach.
Ich habe jene berühmte Kesselexplosion des Donaudampfers „Radetzky“ im Hafen von Preßburg mitgemacht, wo der zweite Maschinist hoch in die Luft flog und die Kunde von dem erschütternden Ereignis als erster nach Bruck an der Leitha brachte. Aber ich muß sagen, ich habe zwischen den beiden Explosionen keinen Unterschied bemerkt. Onkel Kaspar wieder, der damals in Preßburg sein Gehör verloren, fand den Knall der Multiplex-Biform um ein Nuance lauter.
Unsere Fenster waren auf die Gasse geflogen und die der gegenüberliegenden Häuserreihe eingedrückt worden. Eine bedeutende Rauchwolke — in der „Morgenpost“ stand später fünfzehn Stockwerke hoch — wallte himmelan. Es brannte der Schreibtisch, das linke Ende von Großpapachens Bett und die marmorne Säule unter einer Gips-Bronzebüste von Dante.
Wir alle saßen noch betäubt — unfähig, uns zu rühren.
Da hörte ichs unten rasseln und blasen: die Feuerwehr.
Und eine Baßstimme vor der Tür: „Ists ein Spektral-Multiplex-Biform-Brand — oder ein andrer?“
[84] „Ein Biform —.“
„Na, dann heißts nicht viel.“
Herein trat ein Feuerwehrmann mit einem niedlichen polierten Apparat und richtete einen dünnen Strahl auf die Brandstellen. — Im Nu war alles gelöscht.
Dem Feuerwehrmann auf dem Fuße aber folgte der Kommis von Beer & Cie. und sprach:
„Sie haben hier soeben den ausgezeichneten amerikanischen Spektral-Multiplex-Biform-Löscher in Tätigkeit gesehen, und dürfte derselbe Ihr geschätztes Wohlgefallen gefunden haben. Wir erzeugen solchen in zwei Größen: Nr. 1 für eine bis drei Spektral-Multiplex-Biform-Lampen — Nr. 2 in größerer Ausführung für vier und mehr Lampen.“
„Um Himmelswillen,“ rief ich, „sind denn euere Lampen geradezu aufs Explodieren eingerichtet?“
Der junge Mann lächelte. „Der Hauptartikel unsres mit dreiundsiebzig Filialen in sämtlichen Ländern vertretenen Welthauses sind unsere großartigen Spektral-Multiplex-Biform-Löscher. — Nur um unseren ausgezeichneten Löschern eine weitere Verbreitung zu sichern, erzeugen wir unsere Spektral-Multiplex-Biform-Lampen, und geben wir selbe an Interessenten zum halben Selbstkostenpreise ab.“
Roda Roda.
Mayer hat einen Schlafrock ganz karriert, und in jedem Quadrat ist eine Nummer darin. „Zu was hast du e nummerierten Schlafrock?“ frägt ihn sein Freund. — „Das ist ganz einfach,“ sagt Mayer, „wenn es mich zum Beispiel am Buckel beißt, sag' ich zu mein' Weib: Sarah, kratz mir auf Nr. 27.“
Mendl Zeisig, ein Hausierer, sucht schon Jahre hindurch einen Baron heim und wird jedesmal von dessen Diener die Treppe hinuntergeworfen. Hausierer und Diener werden alt dabei. Als der Erstere nach langer Pause wieder einmal den Baron inkommodiert, ist der Diener schon so gealtert, daß er den Beharrlichen nur mit großer Mühe die Treppe hinunterwerfen kann.
Unten angekommen, sagt der Beförderte im Tone des tiefsten Bedauerns: „Er werd nebbich schon sehr schwach, der Herr Johannleben!“
Reisender: „Ich vertrete die Firma Qualm & Comp. in Rauchhausen und erlaube mir, Ihnen unsere vorzüglichen Fabrikate in allen Preislagen zu empfehlen! Sie finden in meiner reichhaltigen Kollektion —“
Herr (unterbrechend): „Bitte, bemühen Sie sich nicht weiter, es ist zwecklos, denn ich bin Nichtraucher!“
Reisender: „Aha, Nichtraucher?! — Sehen Sie gefälligst, mein Herr, da habe ich eine Sorte Pfälzer Decker mit Kartoffelkraut-Einlage, Preis pro Mille 8 Mark, die ist absolut nicht zum rauchen!“
Aaron Mandelbaum will sich bei Siegfried Josephsohn einen Anzug kaufen. Er hat sich schon etwas Passendes ausgesucht und fragt, was der Anzug kosten soll.
„Nu,“ sagt Josephsohn, „bei mir sind Se in e reellem Geschäfte, wo nix wird gehandelt, ich habe nor feste Preise un will for den Anzug nich hundert, nich neunzig un nich achtzig Mark, Se kriegen ihn for siebzig Mark und keinen Pfennig billiger!“
„Gut,“ sagte Mandelbaum, „ich will Ihnen was sagen, Herr Josephsohn, ich will zahlen for den Anzug nich zehn, nich zwanzig und nich dreißig Mark; ich will Ihnen geben dafür vierzig Mark und keinen Pfennig mehr!“
„'S is gemacht!“ sagte Josephsohn, „Siegfried, pack' ein for Herrn Mandelbaum den Anzug!“
Herr Löwengrub hält in seinem Hause viel auf Bildung. Bei einer großen Gesellschaft erwartet er ungeduldig, daß einer seiner Gäste einen Toast hält. Gegen Ende der Tafel erhebt sich endlich Kommerzienrat Baruch, um einige Zeilen zu verlesen, die er „sich aufgesetzt“ hat. Löwengrub klemmt sich seinen Zwicker auf die Nase und flüstert seiner Nachbarin glückstrahlend zu:
„Endlich e' bissche Literatur!“
Isidor Rapunzeles ist verlobt und der Geburtstag seiner Braut steht bevor. Um einen guten Eindruck zu machen, beschließt er, ihr ein Gedicht zu verehren; aber leider ist er besser auf dem Kontorbock als auf dem Pegasus zuhause. Er geht also zu einem Gelegenheitsdichter und bestellt ein Geburtstagsgedicht. Schließlich fragt er: „Herr Dichterleben, was wird kosten das Gedicht?“ — „Zwanzig Mark!“ — „Gott der Gerechte, is das teuer! — Na, weil's is for de Rebekka — hier sind zwanzig Mark! Aber hören Se, Herr Dichterleben, machen Se's recht schön, 's is das erste Mal, daß ich dichte!“
Der Lehrer hat in der Religionsstunde erzählt, wie Moses auf dem Berge Sinai gewesen und nachdem er dort die zehn Gesetztafeln erhalten, aus Zorn über den „Tanz der Juden um das goldene Kalb“ die Tafeln mit den zehn Geboten zerschmetterte.
„Wie kam es nun,“ fragt er den Sohn des Großkaufmanns Meyerstein, „daß die zehn Gebote trotzdem auf uns überkommen sind?“
Der kleine Meyerstein steht auf und erwidert:
„Nu, der liebe Gott wird doch e Kopierbuch gehabt haben!“
In einem Konfektionsgeschäfte werden zwei Angestellte dabei erwischt, wie sie mehrere Sommerpaletots entwendet haben, und zwar findet man bei einem zwölf und bei dem andern fünf Stück vor.
Der Chef nimmt von einer Anzeige Abstand, wirft aber die unehrlichen Angestellten sofort hinaus. Er läßt sie vorher in sein Privatkontor kommen und zahlt ihnen ihr Gehalt unter Abzug des Preises für die gestohlenen Paletots aus.
„Herr Silberberg,“ sagt der eine Angestellte, „Sie ziehen mir da ab für die fünf gestohlenen Paletots 50 Mark, also 10 Mark fürs Stück. Dem Knobelsdorf haben Sie für die zwölf gleichen Paletots 90 Mark, also nur 7,50 Mark pro Stück abgezogen?“
„Ja,“ sagt der Prinzipal, „Sie haben ja auch bloß fünf Stück genommen, der Knobelsdorf aber gleich einen ganzen Posten, da kriegt er se billiger!“
Welche ist die beste Bank der Welt?
Die Mitteldeutsche Kredit-Bank, denn wenn man der die Mittel und den Kredit nimmt, bleibt immer noch die „Deutsche Bank“ übrig.
„Dem jungen Kommis dort hinten am letzten Pult können Sie sein Gehalt aufbessern um 20 Mk.“ bemerkte der Chef zu seinem Prokuristen. „Er ist einer unter Tausenden. Diesen Morgen, als ich durch das Bureau ging, war er der einzige, der arbeitete, alle anderen standen an den Fenstern, um das Militär vorüberziehen zu sehen und der Musik zuzuhören.“ Das Herz des jungen Kommis hüpfte vor Freude am nächsten Ersten, als er sich so unerwartet aufgebessert sah, und der Prokurist erzählte ihm den Vorfall, dem er sein Glück zu verdanken hatte. „So,“ fragte der Kommis, „das Militär zog vorbei?“ — „Ja, haben Sie denn nicht das Musizieren gehört?“ — „Ja,“ meinte der Kommis, „ich mußte aber grade meiner Braut eine eilige Rohrpostkarte schreiben.“
Chef (in einer Ansprache an sein Personal): „Die große Freude an dem selten schönen Ereignis des hundertjährigen Bestehens meiner Firma veranlaßt mich denn auch, sämtliche Herren, welche seit der Gründung in meinem Hause tätig sind, mit einer Gehaltsaufbesserung zu bedenken!“
„In Ihrem Allerwertesten vom 12. 3. erwähnen Sie einen dunklen Punkt, den ich mir vorbehalte, bei meinem Dortsein eindringlichst mündlich zu berühren.“
Veilchenfeld (nervös am Telephon): „Gehen Sie doch etwas weiter vom Apparat zurück, Herr Hirschleben, Se spucken mir ja fortwährend in's Gesicht!“
Um zwei Uhr nachts klingelt beim Eier-Engroshändler Wassergeruch das Telephon äußerst stürmisch.
Wassergeruch fährt aus dem Schlafe auf und läuft besorgt zum Fernsprecher.
„Wer ist dort?“ fragt er.
„Hier Natan Zucker! Sie haben einen Wechsel von mir, der morgen fällig ist, Herr Rosenstein.“
„Gut, gut,“ schreit der Angerufene, „und was wollen Sie denn eigentlich?“
„Ich will Ihnen nur sagen, Herr Rosenstein, daß ich nicht in der Lage bin, den Wechsel einzulösen ...“
„Mensch,“ unterbricht ihn Rosenstein wütend, „und wegen dem wecken Sie mich auf, mitten in der Nacht. Was fällt Ihnen denn ein, Zucker?“
„Gott,“ sagt Zucker, „ich hab' nicht können schlafen wegen dem Wechsel, und da hab' ich mir gedacht: sag's ihm jetzt, da wird er nicht können schlafen!“
Der Verlagsgehilfe Bummerl benutzt häufig den Vorwand, „etwas Wichtiges in der Druckerei“ erledigen zu müssen, um einige private Abstecher in ein nahes Weißbierlokal zu unternehmen, und legte vor seinem Weggehen, jedesmal einen Zettel:
Bin in der Druckerei
Bummerl
auf sein Pult. Als er einst wieder von einer solchen Exkursion zurückkehrte, findet er den Zettel so korrigiert vor:
Bin in der Drückerei
sehr gross!
Bummerl
Schuldner: „Ich möchte gern meine Schuld bei Ihnen bezahlen —“ — Gläubiger: „Ach bitte, das hat gar keine Eile!“ — Schuldner: „Aber ich kann leider noch nicht!“ — Gläubiger: „Ja, was bilden Sie sich denn eigentlich ein? Meinen Sie, ich werde noch länger warten?“
Karlchen.
Prinzipal: „Herr Troddlich, Sie kommen immer zu spät, das kann nicht so fortgeh'n!“
Kommis: „Spät kommt er, doch er kommt!“
Ein junger Kaufmann beklagt sich einem älteren gegenüber, daß er sich langweile.
„Weißte was,“ erwidert der, „stell' nur 'n paar Vierteljahr-Akzepte aus, da sollste sehn, wie schnell die Zeit vergeht.“
Kommis (der ein Engagement sucht): „Verzeihen Sie gütigst, wenn ich störe. Sie suchen einen Kommis und nun wollte ich mir die ergebene Anfrage erlauben, ob Sie vielleicht für meine Wenigkeit Verwendung hätten.“
Kaufmann: „Nein, Sie sind mir viel zu höflich. Ich muß einen Menschen haben, der rücksichtslos und grob auftreten kann.“
Kommis: „Na, dann steigen Sie mir den Buckel hinauf, Sie alter Esel!“
Kaufmann: „Jetzt will er sich bei mir einschmeicheln!“
[96] „Hiermit teile Ihnen mit, daß der nasse Tabak, den Sie mir ein wenig naß geschickt haben, ein wenig zu naß ist; ein wenig naß durfte er wohl sein, aber allzu naß, ist zu naß.“
Der Bureaudiener Säbelbein möchte gern acht Tage Urlaub haben. Er geht also zu seinem Chef hinein und bittet darum.
„Ah, das geht nicht!“ sagt der Chef. „Sie müssen um den Urlaub schriftlich einkommen!“
„Ich kann sulchene Gesuch nicht machen!“ meint Säbelbein.
Der Chef, ein sehr freundlicher Herr sagt: „Also, so setzen S' Ihnen daher, ich werd' Ihnen das Gesuch diktieren!“
Und er diktiert's dem Säbelbein. Eine halbe Stunde lang. „So,“ sagt er dann. „Jetzt schreiben Sie 's sauber ab, picken S' einen Stempel d'rauf und bringen Sie 's mir dann herein!“
Säbelbein tut, wie befohlen. Der Chef nimmt das Gesuch, liest aufmerksam das selbstdiktierte Urlaubsgesuch durch und sagt dann: „Das ist alles recht schön, lieber Säbelbein, aber ich kann Ihnen den Urlaub nicht geben ... es ist zu viel zu tun im Geschäfte!“
[97] Ein Berliner Kaufmann, der in Konkurs geraten war, hat seine Gläubiger mit 25 Prozent abgefunden; während der kritischen Zeit hatte er sich nicht blicken lassen, und es hieß, er sei infolge des Geschäftszusammenbruchs schwerkrank. Das war es auch gewesen, was seine Gläubiger bewogen, mit ihm einen so billigen Vergleich zu schließen.
Bald nach Aufhebung des Konkurses ist der Mann wieder obenauf.
Eines Tages begegnet ihm ein früherer Gläubiger.
„Nu, Herr Schnupftuch,“ fragt er etwas ironisch, „wie geht's nach der Krankheit?“
„Wie soll's gehn? Sie sehn doch ...“
„Ja, ja,“ meint der andere, „Sie sehen wirklich schon um 75 Prozent besser aus ...“
Zwei Handlungs-Reisende kamen in der Geschäftsunterhaltung etwas in Eifer, ja Erregung, so daß sich der Reisende Neidig zur Bemerkung verstieg: „Bei all Ihren Bestrebungen und Geschäftsmanipulationen erkennt man allenthalben nur das Trachten nach Verdienst, das heißt Geld, während ich und beziehungsweise mein Haus mehr nach Ehre trachten!“ — „Ganz richtig,“ erwiderte gelassen der Reisende Schneidiger: „Es trachtet eben jeder nach dem, das ihm fehlt!“
Wirt (erregt): „Armer Herr! Sie haben wohl keine Ahnung davon, daß ich von Weinreisenden heute schon so geplagt wurde, daß ich bereits zwei hinausgeworfen habe!“
Weinreisender: „Doch! Doch! Gerade daraus schließe ich ja, daß Sie Ihre werten Aufträge für mich bestimmt haben!“
Der Reisende von Schmonzes & Co. ist von seiner Frau mit Drillingen beschenkt worden. Deshalb muß sich der Chef entschließen, selbst auf die Tour zu gehen. Bei den ersten beiden Kunden Verwunderung, daß der Chef selbst reist und Bedauern des Reisenden, der ja schon so eine Menge Kinder hat. Er kommt zum dritten Kunden. „Nanu, Sie reisen jetzt?“ — „Ja, was soll ich machen, bei meinem Reisenden sind Drillinge angekommen.“ — „Was Sie sagen! Drillinge? Das ist ja großartig! Das geschieht dem Kerl recht!“ — „Na, hören Sie mal. Sie sind der erste, dem der Mensch nicht leid tut. Warum freut Sie denn das so ungemein?“ — „Ja, wissen Sie,“ grinst der Kunde, „das gönne ich dem Kerl! Jetzt sieht er doch mal, wie das ist, wenn man ein Stück bestellt, und dreie kommen an!!“ —
Elkan Stinker war 20 Jahre bei Löwenthal als Lagerist tätig. Da läßt ihn der Prinzipal eines Tages zu sich ins Kontor rufen und hält ihm folgende Ansprache:
„Stinker, Se sind jetzt gerade 20 Jahre bei mir ins Geschäft. Wie Se mich haben belogen un betrogen in diese Zeit, läßt sich gar nicht in Worten ausdrücken. Mein Sohn haben Se zu Unterschlagungen verleitet, mit meiner Frau haben Se e Verhältnis gehabt und jetzt hat sich meine Tochter Ihretwegen ins Wasser gestürzt. Ich sage Ihnen nur soviel, Stinker: Sobald mer noch das geringste vorkommt, fliegen Se raus! Merken Se sich das.“ —
In einem Fabrikgeschäft ist es zur Regel geworden, daß niemals die Kasse stimmt. Bei jeder Revision zeigt sich eine Differenz von 30-50 Mark und man hat sich im Laufe der Zeit vollständig an dies Manko gewöhnt, so daß es gar nicht mehr auffällt. Eines Abends macht der Herr Chef wieder Kasse; nachdem er fertig ist, schüttelt er bedenklich mit dem Kopf und ruft den Prokuristen. Dann zählen sie beide nochmals und das Ergebnis ist wiederholtes Kopfschütteln. Jetzt wird auch dem Buchhalter gewinkt und das Trio zählt zum dritten Male. Endlich ruft der Prinzipal klassisch aus: „Die Kasse stimmt! Das kann nicht stimmen!“
Chef: „Herr Müller, Sie kommen um zwei Minuten zu spät ins Bureau —“
Buchhalter: „Aber Herr Prinzipal, ich —“
Chef: „Keine Entschuldigung! Ich möchte wissen, was Sie sagen würden, wenn ich Ihnen am Monatsende zwei Pfennig von Ihrem Salär abzöge!“
In der Handelsschule fragt ein Lehrer einen Schüler beim Buchhaltungs-Unterrichte: „Also was haben wir jetzt vorgetragen?“
Schüler: „Den Saldo!“
Lehrer: „Gut; sagen Sie mir nun aber auch auf Deutsch, was Sie unter Saldo verstehen!“
Schüler: „Saldo ist die Differenz zwischen Debet und Kredit!“
A: „Sehen Sie mal, der Partiewarenhändler Greulich fährt ja jetzt auch Automobil. Da muß er doch in seinem Geschäft einen ziemlich bedeutenden Umsatz machen?“
B: „Gewiß, ich hörte, er betrüge Tausende.“
Der Chef war wieder mal, wie gewöhnlich, bei schlechter Laune. Und war er das, so ließ er sie stets an den Untergebenen aus, denn das geschieht immer. Und da das „Maschinen-Fräulein“ am meisten mit ihm zu tun hatte, so hatte sie auch am meisten darunter zu leiden.
„Es ist zum Verrücktwerden!“ rief er. „Wie oft habe ich gesagt, man soll mir auf meinem Schreibtisch nichts anrühren?!“
„Es ist auch nichts angerührt worden.“
„So? Und wer hat denn die Marken hier hingelegt? Wer sonst wieder als Sie!“
Sie sagte kein Wort, sondern fing an, auf ihrer Maschine zu klappern.
„Tun Sie die Marken weg!“ schrie er sie an.
„Wo soll ich sie hintun?“ fragte sie und stand auf.
„Irgend wohin, wohin Sie wollen. Nur mir aus den Augen, wo ich sie gar nicht mehr sehen kann.“
Und das Maschinen-Fräulein nickte, nahm die Briefmarken, befeuchtete sie ruhig, klebte sie dem Chef auf seine Glatze und sagte: „Ich bitte um meine Entlassung!“
Chef: „Sie, Herr Meyer, viel Gehalt haben Ihre Briefe nicht.“ — Meyer (anzüglich): „Ich ja auch nicht!“
In einer mitteldeutschen Stadt befindet sich ein Bankgeschäft mit zwei Zugängen, einen von der Straße und einen zweiten von der Promenade durch den Garten. Dieser Zugang war nicht offiziell. Ein Schild an der Tür besagte vielmehr: „Kein Durchgang.“ Als das Schild nicht beachtet wurde, ließ die Bank ein zweites, größeres anbringen mit folgender Inschrift:
Das Durchgehen ist nur den Mitgliedern
der Direktion gestattet!
Der Agent Treppengeländer verhandelt mit den Gläubigern des Nathan Magensaft, um einen Vergleich zustande zu bringen.
Dem Hauptgläubiger, einem reichen Bankier, bietet er zwanzig Prozent, die auch sofort akzeptiert werden. Als er Magensaft von diesem Resultat Mitteilung macht, entspinnt sich folgendes Gespräch:
Magensaft: „Sie haben selbst zwanzig angeboten?“
Treppengeländer (stolz): „Gewiß! Weniger werd' ich doch nicht bieten!“
Magensaft: „Wissen Sie, Herr Treppengeländer, for mei Geld brauchen Sie keinen Kavalier zu spielen!“
Ein Geschäftsreisender, der auf einer Tour wenig Erfolg hatte, schiebt in seinem Schreiben an seine Firma alle Schuld auf das schlechte Wetter, über dessen Launen er in allen Einzelheiten berichtet. Prompt erhält er von der Firma die Antwort: „Wetternachrichten erhalten wir von der meteorologischen Zentralanstalt, wir bitten Sie, uns lieber Aufträge zu senden.“
Ein Reisender kommt in das Bureau einer größeren Maschinenfabrik. Auf die Frage: „Sie wünschen?“ erwidert er: „Mein Name ist Fix, Vertreter von nur ersten Häusern. Ich reise in Glühstrümpfen, Kabelschuhen, Dampfhemden, Bleimänteln, Dampfzylindern und Gummischuhen ...“ — Direktor: „Sagen Sie mal, ist Ihnen da das Reisen nicht manchmal etwas beschwerlich?“
Chef (zum Kommis, der schriftstellert): „Ich habe gehört, daß Sie während der Geschäftszeit Trauerspiele schreiben!“ — Kommis: „Ich muß Geld verdienen ... geben Sie mir mehr Gehalt!“ — Chef: „Das kennt man ... und nachher schreiben Sie Lustspiele!“
A: „Warum fluchst und wetterst du denn nur so?“ — B: „Ach, denke dir bloß, ich habe den verfl...... Prozeß in der ersten Instanz gewonnen, in der zweiten Instanz gewonnen und heut in der dritten Instanz verlier' ich glatt.“ — A: „Na, so sei doch nicht so mißgünstig, du hast nun zweimal gewonnen — laß den andern auch mal gewinnen.“
Am Neujahrstage erschien bei Rothschild ein Bettler, um ihm zum Jahreswechsel zu gratulieren. Da er etwas laut sprach, sagte Rothschild zu ihm: „Sprechen Sie, bitte, etwas leiser — man schreit doch nicht so, wenn man ein Anliegen hat!“ Der Bettler erwiderte gekränkt: „Wollen Sie mich etwa schnorren lehren? Uebernehmen Sie doch mein Geschäft und übergeben Sie mir das Ihre!“
Chef (zum Kontoristen): „Kohn, sagen Sie mir, ist Ihnen einmal etwas passiert beim Arbeiten?“
Kontorist: „O nein! Aber wie kommt der Herr Chef zu dieser Frage?“
Chef: „Weil Sie so 'ne Angst vor dem Arbeiten haben!“
Ein Amerikaner war in einen Prozeß mit einem seiner Nachbarn verwickelt. Vor dem Schlußtermin war er genötigt, eine Geschäftsreise zu unternehmen, und bat seinen Rechtsanwalt, ihm von dem Resultat telegraphisch Nachricht zu geben. Er erhielt folgende Depesche: „Gerechte Sache gesiegt.“ Unverzüglich ging die Drahtantwort zurück: „Sofort Berufung einlegen.“
Der Chef tritt ins Kontor und sieht seinen Buchhalter, eine Zigarette rauchend, beim Schreibpult stehen. Erzürnt ruft er:
„Was ist das? E' neue Einführung? Seit wann raucht man bei der Arbeit?“
Buchhalter: „Wer sagt Ihnen, daß ich arbeite?“
Am 1. Januar erhielt ein Kaufmann, der sich durch etwas langes „Pumpen“ auszeichnet, von einem seiner Lieferanten folgende Neujahrskarte:
Herzliche Glückwünsche
zum neuen Jahre.
Valuta Juni!
Prinzipal (zum Kommis): „Aber, Herr Müller, Sie kommen doch auch regelmäßig eine ganze halbe Viertel-Stunde zu spät!“
Herren Schill, Göbel & Müller,
Hamburg.
„Sie sind also nicht gesonnen, mir den gekürzten Skonto zu bewilligen? Ich weiß wohl, daß die Regulierung diesmal etwas länger angestanden hat, als üblich, wenn Sie aber einem so alten Kunden den Skonto durchaus nicht mehr gewähren wollen, dann sage ich Ihnen: „schämen Sie sich, Herr Schill, schämen Sie sich, Herr Göbel, schämen Sie sich, Herr Müller! Schämen Sie sich, Herr Schill, Göbel & Müller!“
Achtungsvoll
Bruno Ruhig.
„Ordnen Sie diese Briefe bitte alphabetisch und werfen Sie sie dann in den Papierkorb.“
Der Produktenhändler Klosettdeckel hat einen Gehilfen, den jugendlichen Fritze Micheles, der dem Lager in altem Eisen, Lumpen, Metallabfällen und Knochen zu seiner Zufriedenheit vorsteht. Eines Tages entdeckt er jedoch zu seiner Empörung, daß Fritze Micheles ihn schnöde bemogelt, indem er Knochenposten an den Isidor Veigeles auf eigene Rechnung abgibt. Klosettdeckel wirft darauf entrüstet den ungetreuen Lageristen hinaus. Fritze Micheles, sehr zerknirscht und nur froh, daß sein Prinzipal von einer Anzeige des Diebstahls absieht, bittet ihn schließlich noch um ein Abgangszeugnis. — „Was soll ich schraiben for 'n Zeigniß for so 'n Lumpen, soll ich auch noch lügen, nachdem de mich hast betrogen un' bestohlen?“ — „Se sollen bei de Wahrheit bleiben, Herr Klosettdeckel,“ antwortete der zerknirschte Fritze, „schreiben Se bloß: ‚Ehrlich bis auf de Knochen!’“
Buchhalter: „Ich möchte mir erlauben, wieder um eine kleine Zulage zu bitten; meine Familie hat sich neuerlich vermehrt.“ — Chef: „Schon wieder? Ja, aber lieber Freund, Sie können doch nicht verlangen, daß ich Ihnen jedes Kind, das Sie in die Welt setzen, förmlich abkaufe!“
„.... Ihren Brief, über den ich mich sehr geärgert, habe ich augenblicklich vor mir. Bald werde ich ihn hinter mir haben ...!“
A: „Was, Sie haben jetzt einen Posten als Prokurist in einer Pulverfabrik?“ — B: „Ja!“ — A: „Hm, da haben Sie ja gute Aussicht, noch einmal in die Höhe zu kommen!“
Der knauserige, aber sehr wohlhabende Kaufmann einer Provinzialstadt begibt sich mit dem Verkauf seiner Handlung in den Ruhestand, vor seinem beabsichtigten Wegzuge veranstaltet er ein kleines Fest, zu dem die mehrjährigen, treuen Kunden eingeladen werden. Seinem knauserigen Wesen getreu ist der Wein in einer als etwas Säuerling verrufenen Marke gewählt worden. Als der Festgeber seinen Nachbar, der als Satiriker bekannt war und sich auch kein Blatt vor den Mund nahm, fragte: „Nun, wie finden Sie den Wein?“ antwortete ihm dieser kühl und trocken: „Mir macht er den Abschied doppelt sauer!“
Zum Chef kommt der Buchhalter:
„Herr Chef, ich bitte um Vorschuß.“
Chef: „Ich hab' jetzt keine Zeit, kommen Se morgen!“
Am nächsten Tage wiederholt der Buchhalter seine Bitte.
Chef: „Was ä Unverschämtheit! Gestern erst haben Se Vorschuß verlangt, heute kommen Se schon wieder?“
Reisender: „Ich erlaube mir, Ihnen als Bewerber um den in Ihrem Hause vakanten Reiseposten meine persönliche Aufwartung zu machen!“
Chef: „Bedauere sehr! Sie sehen viel zu wohlgenährt aus! Wissen Sie, mein Herr, heutzutage muß ein Reisender durch sein Aeußeres quasi Mitleid erwecken, wenn er Geschäfte machen will!“
Kommis: „Der Lehrling Fritz ist nirgends zu finden.“
Chef: „Na, lassen Sie nur, bei der Inventur werden wir ihn schon finden.“
Karlchen.
Buchhalter: „Als Sie mich vor drei Monaten engagierten, sprachen Sie von einer Lebensstellung, und heute machen Sie Pleite!“ — Prinzipal: „Kann ich dafür, daß Sie so lange leben?“
Bureauvorsteher (zum Schreiber): „Da haben Sie in Ihrem Skriptum einen i-Punkt vergessen. Geändert darf in dem Dokument nichts werden. Jetzt haben Sie das Vergnügen, die ganze Geschichte noch mal abzuschreiben.“
Prinzipal (zum neu engagierten Kontoristen): „Sie kommen meinem Diktat nicht nach — weshalb stenographieren Sie nicht? Sie sagten doch beim Eintritt, daß Sie Stenograph sind?“ — „Bin ich auch, aber dann geht's noch langsamer.“
Chef: „Worüber grübeln Sie denn?“ — Kommis: „Ich will eine Steuerreklamation einreichen und weiß nicht recht, womit ich sie begründen soll!“ — Chef (nachdenklich): „Wissen Sie, Meyer, ich werd' Ihnen etwas vom Gehalt abziehen!“
Angestellter (der krankheitshalber einen Tag im Geschäft gefehlt hat, sich beim Chef entschuldigend): „Herr Chef werden verzeihen, daß ich nicht kommen konnte, hatte mir anscheinend den Magen verdorben, konnte den ganzen Tag nichts essen.“ — Chef: „So, das hätten Sie auch hier im Geschäft besorgen können.“
Der Hausknecht des als Knauser bekannten Kaufmanns Knickrig begeht das Jubiläum seiner 25jährigen Tätigkeit in Knickrigs Hause, bei welcher Veranlassung letzterer ihn morgens in sein Kontor ruft und ihm nach einigen salbungsvollen Worten über bewiesene Treue usw. eine entsprechende Belohnung verheißt, welche er dem mit hochgespannten Erwartungen vor ihm stehenden Hausknecht in Gestalt seines Porträts überreicht. „Aber, Herr Knickrig,“ ruft der Hausknecht, das Porträt betrachtend, „das sieht Ihnen ähnlich!!“
„Bei den Schmumüllers soll's ja so wackelig stehen.“
„Das wundert mich nicht. Die ganze Familie von acht Köpfen ist im Geschäft tätig und jeder verrechnet sich zu seinen Gunsten.“
Löb Wasserfloh, Grünwarenhändler aus Tarnapol, schreibt an seinen Spediteur Nachmann Traubeles in Alexandrowo:
„Ich bestätige Ihnen den Empfang von 1500 Gulden. Drei Banknoten à 100 Gulden waren falsch. Diesmal gelang es mir doch, dieselben unterzubringen.“
„Haben Se geschrieben dem Salzlecker, er sei e' Lump und e' Betrüger?“ — „Jawohl, Herr Prinzipal!“ — „Na, glauben Se nich, daß er sich noch besinnt und bezahlt gutwillig?“ — „Wir haben immer noch einige Hoffnung!“ — „Dann streichen Se wieder aus den Lump und den Betrüger — aber so, daß er's kann noch lesen zur Not!“
Pünktlichkeit im Schließen des Geschäfts ist die Höflichkeit der Prinzipale.
Besser einen dicken Chef, als ein mageres Gehalt.
Man soll den Chef nicht vor der Weihnachtsgratifikation loben.
Gehalt gibt es Ultimo. Vorschuß am Ersten eines jeden Monats.
Die Spinnerei von Moritz Keller ist in Flammen. Kolossale Aufregung in der ganzen Stadt.
Moritz Keller ist verschwunden. Endlich, gegen Mittag findet die besorgte Familie ihn im Kontor von Enesberger & Söhne, Wollwaren en gros.
„Vater,“ rufen die Söhne, „Moritz,“ schreit die Frau — „was treibst du hier, während dein Haus brennt?“
„Nu, wie ich gesehn hab anfangen den Brand, hab ich kalkuliert: nu krieg ich doch ä größere Summe von der Versicherung. Nu kann ich doch ä größere Summe nicht gleich verwerten, denn die Spinnerei wird doch verbrännt sein. Hab ich gemacht mit Enesberger Söhne än Eventualvertrag auf stille Beteiligung mit 300000 M. für den Fall, daß meine Spinnerei abbrennt. Nu bin ich aber neugierig: is se nu richtig abgebrännt oder nich?“
Roda Roda
„Sind die Sohlen auch dauerhaft?“
„Es sind die besten amerikanischen Sohlen — wir garantieren ein volles Jahr.“
„Aber das Oberleder taugt nichts.“
„Erlauben Sie? Die paar Wochen, was unsre Sohlen halten, hält das Oberleder auch noch aus.“
Eines Tages kam eine Kommission, bestehend aus drei Offizieren, einem Wachtmeister und einer Stehleiter, zu Joschkele Seidenfutter nach Mikulintze bei Tarnopol und begehrte das Fouragemagazin zu sehen. — Joschkele öffnete jammernd, der Wachtmeister stieg auf die Leiter und besichtigte eingehend den Plafond des Magazins an zwanzig Stellen und in allen Fugen und Ecken. —
Als er fertig war, salutierte er und sagte: „Herr Oberst, ich meld ghorsamst, es is nix.“
„Hm,“ sagte der Oberst und weidete sich an dem Anblick des geängstigten Joschkele, „möchten vielleicht Herr Leutnant die Güte haben —?“
Also stieg der Herr Leutnant auf die Leiter — mit einigen Segenswünschen für die Andersgläubigen — pochte den Plafond von links nach rechts ab, dann von rechts nach links — hinten und vorn — — — nichts.
Der Herr Rittmeister deutete den flehenden Blick des Obersten ganz richtig, indem er ebenfalls auf die Leiter stieg. Er holte mit seiner besten Ulanka die Spinnweben von der Magazinsdecke, aber auch er fand nichts.
Endlich der Herr Oberst selbst. Er drohte zuerst dem Joschkele mit der Faust und kletterte dann. Er bohrte mit dem Finger in alle Ritzen. Er fand einen verstaubten Riß im Plafond, den die anderen alle nicht gefunden hatten, war sehr stolz auf ihn, putzte ihn sauber aus, besah ihn so lange, bis ihm der Schmutz in beide Augen fiel — nichts.
Die Kommission ging, und Joschkele versperrte die Tür. Draußen zog er sehr tief den Zylinder und sagte: „Se entschuldigen schon, Euer Gnaden, Herr vün Oberst, bis hundertzwanzig Jahre sollen Se leben ünd gesünd sein und lauter Frad erleben. Aber wos kloppen Se mr auf mei Boden erüm?“
[118] „Das will ich Ihnen sagen, Herr Seidenfutter,“ der Herr Oberst zog ein Schriftstück aus der Brusttasche — „Sie haben vor einigen Wochen im Offertwege die Fouragelieferung für das Ulanenregiment Nr. 9 erstanden?“
„Ja, Herr vün Oberst, bis hün — —“
„Mit zwanzig Hellern per Zentner unter dem Marktpreis?“
„Was tut e Mensch nit for dem Militär, Herr vün Oberst.“
„Sehr schön, daß Sie Patriot sind, Herr Seidenfutter — aber die Leute glauben was andres. Da — lesen S' den anonymen Brief, was ich gestern kriegt hab. Wenn der Proviantoffizier und Tierarzt den Hafer übernommen haben und das Magazin versiegelt is, sollen Sie durch ein Loch im Plafond schlechten Hafer herunterschütten.“
„E Konkorrenz-Manöver, Herr vün Oberstleben, bis hün —“
„Schon gut — ich weiß — wir haben uns überzeugt. Aber wir wollen ein wachsames Auge auf Sie haben — richten Sie sich darnach.“
„Ich soll nix essen können, Euer Gnaden, wenn bei mir so eppes vorkümmt, Herr vün Oberstleben.“
Zwei Tage später kam eine neue Kommission: drei Herren, ein Wachtmeister und eine Leiter. Sie suchten wieder das Loch im Plafond und fanden es wieder nicht.
Es kam noch eine dritte Kommission am Montag früh, eine Donnerstags nachts, eine am Sonntag nachmittag.
In der folgenden Woche gab's täglich Untersuchungen: vom Regiment, von der nächstbeteiligten Eskadron, vom Verpflegsmagazin, vom Militär-Stationskommando, noch einmal vom Regiment und noch einmal von der Eskadron. Immer ohne Erfolg.
[119] Dann setzte sich Joschkele Seidenfutter hin und schrieb einen Brief:
„Lieber Schwager Ignaz Germteig, Branntweinbrennerei und Schlempenerzeugung in Tarnopol!
Ich dank dir, lieber Schwager, daß du bist gewesen eso freindlich, aber vün jetz an schreib ka anenime Briefe mehr. Warüm? Weil auf den letzten is schon gar keine Kommission mehr gekümmen. Jetzt kann die Konkorrenz schreiben, wenn se will. Daweil hob' ich mr schon geloßt machen das Loch in Plafon. Mit tausend Griße
Joschkele.“
Prinzipal: „Na, haben Sie den ‚Müller’ gefunden, für den ich Ihnen die Rechnung ausgeschrieben hatte?“
Kommis: „Leider nicht! In dem Hause wohnten eine ganze Menge ‚Müller’, von denen keiner unser Schuldner sein wollte. Der letzte hat mich sogar hinausgeworfen!“
Prinzipal: „Zu dem gehen Sie nochmal — der ist's!“
„Was machst du hier vor der Börse?“ — „Ich spekulier' in Minen!“ — „Wieso in Minen?“ — „Wenn einer rauskommt und macht 'ne gute Miene, schnorr ich ihn an — macht er 'ne böse Miene, lass' ich ihn laufen!“
Maimum Kanalgeruch aus Tornow wird von einem Bekannten gefragt, wie sein letzter Konkurs ausgegangen sei.
„Hm,“ sagt Maimum, „wie soll er sein ausgegangen? Eines Tages haben mich eingeladen meine Gläubiger, ich soll geben Aufklärung über meine Bücher. Bin ich gekommen in e großes schönes Haus nach Lemberg, hat mich e Herr schöne grüne Beamtenuniform angezogen, hat mich aufgefordert zum Sitzen, und darauf bin ich gesessen und bin gesessen un hab' sechs Monat Aufklärung gegeben über meine Bücher!“ —
„Hörst, einem alten Freund nimmst Du eine etwas indiskrete Frage wohl nicht übel: Mit den Annoncen, daß Du Deine Waren unter dem Einkaufspreis verkaufst, hat es doch kaum seine Richtigkeit? Das ist nur ein Lockmittel fürs Publikum?“ — „Ganz und gar nicht!“ — „Aber wie kannst Du denn unter dem Einkaufspreis verkaufen?“ — „Im Vertrauen gesagt, ich bezahle halt den Einkaufspreis nicht!“
„Warum behalten Sie diesen Schlingel von Kontoristen?“ — „Der Kerl mahnt großartig.“
Eine Fabel von Karl Ettlinger.
Es war einmal ein Kaufmann, der war in jungen Jahren nach England ausgewandert und hatte dort lange Zeit gelebt und es zu großem Ansehen gebracht. Als er nun, von Heimweh ergriffen, wieder nach seinem Vaterland zurückkehrte, da wunderte er sich baß über vielerlei. War er in England in einer Gesellschaft von Aristokraten, hohen Militärs, Künstlern oder Politikern gewesen, so hatte man ihm stets die höchste Achtung gezollt, man hatte auf seinen erfahrenen Rat gehört, und seinen praktischen Sinn bewundert. Anders erging es ihm zu Hause. Redete er, so hörte man ihm wohl aus Höflichkeit zu, aber man ging über seinen Rat hinweg und lächelte arrogant: „Koofmich!“ Denn diesen geistvollen Namen hatten seine Landsleute für den Kaufmannsstand geprägt.
Unser Kaufmann war ein intelligenter Kopf, und so ging er den Ursachen dieser eigentümlichen Geringschätzung nach. Er konnte sie aber nicht entdecken, sondern vermochte nur festzustellen, daß diese Geringschätzung sich nahezu auf allen Gebieten des öffentlichen Lebens zeigte. Im Parlament fand er zwar Landräte, Journalisten, Pfarrer, Handwerker, Agrarier, aber kein Dutzend Kaufleute. In der Diplomatie und den Staatsstellungen traf er fast ausschließlich Juristen an, Angehörige einer bestimmten Kaste, zumeist feudale Protektionskinder. Das war sonderbar. Doppelt sonderbar für einen Mann, der von England her das Gegenteil gewöhnt war. Also machte er sich auf den Weg zum Ministerium, denn er hoffte, dort des Rätsels Lösung zu erfahren. Nachdem er zehn Stunden gewartet hatte, ließ ihn der Finanzminister vor.
„Exzellenz,“ begann er, „gestatten Sie mir, Ihnen ein Rätsel aufzugeben: wie kommt es, daß der Stand, der die [122] meisten Steuern zahlt, der fast allein die Zölle aufbringt, vom Staate in jeder Beziehung so stiefmütterlich behandelt wird?“
Der Finanzminister sah den Klagesteller mißtrauisch an. Sowas war ihm noch nicht vorgekommen. Dann lehnte er sich zurück und sagte: „Warum man diesen Stand so schlecht behandelt? Sehr einfach: weil es der Kaufmannsstand ist!“
Das Wort „Kaufmann“ sprach er mit einer Betonung aus, wie etwa ein Kind „Lebertran“ sagt.
„Uebrigens,“ fuhr der Finanzminister fort, „nebenan wohnt der Kultusminister, vielleicht weiß der näheres!“
Also ging unser Kaufmann zum Kultusminister.
„Exzellenz,“ sagte er, „gestatten Sie mir, Ihnen ein Rätsel aufzugeben: wie kommt es, daß der Stand, der am meisten deutsche Kultur, deutsche Sprache und deutsche Sitten über den Erdball trägt, vom Staate in jeder Beziehung so stiefmütterlich behandelt wird?“
Der Kultusminister sah den Fragesteller mißtrauisch an. Dann sagte er: „Sehr einfach, Verehrtester! Weil es der Kaufmannsstand ist!“
... Weil es der Kaufmannsstand ist! Dieselbe Antwort erhielt er, als er beim Handelsminister frug, warum der Staat Börsengesetze mache, ohne die Börse zu befragen; als er beim Justizminister frug, warum der jüngste Assessor mehr Macht und Ansehen genieße, als der kenntnisreichste Prokurist? Zuletzt ging er zu einem Hofmarschall.
„Exzellenz,“ sagte er, „gestatten Sie mir, Ihnen ein Rätsel aufzugeben: Wenn unser Vaterland heute so groß und geachtet dasteht, so verdankt es das mit in erster Linie seinem Handel und seiner Industrie. Wie kommt es nun, daß wir unter allen unseren Ministern und Diplomaten nur einen Kaufmann haben? Daß der Kaufmann als quantité négligeable behandelt wird? Daß das vielseitige [123] Wissen, die praktische Erfahrung unserer Kaufmannschaft fast gar nicht dem Staate nutzbar gemacht wird?“
Der Hofmarschall runzelte die Stirne. So ein frecher Koofmich! Aber der Hofmarschall bezwang seinen Zorn und sagte: „Sehr interessant, was Sie da sagen! Ich werde Ihnen die Antwort schriftlich geben!“ und notierte sich die Adresse.
Seit dieser Unterredung sind viele Jahre verflossen. Unser Kaufmann ist alt und grau geworden, aber eine Antwort auf seine Frage hat er noch nicht erhalten. Und das ist begreiflich. Denn warum der deutsche Kaufmann in seinem Vaterlande so wenig gilt, das weiß kein Mensch! —
Ein schlauer Konzertunternehmer beabsichtigt, einen „Star“, die berühmte Sängerin Trillerini, in der Hauptstadt singen zu lassen. Um das Publikum vorher recht neugierig zu machen, rückt er in der gelesensten Zeitung eine Woche lang bloß die Worte ein: „Sie kommt!“ Am achten Tage hatte er vor, die Neugierde des Publikums zu befriedigen und zu sagen, wer komme ... Wer beschreibt aber sein Erstaunen, als er am siebenten Tage in derselben Zeitung liest:
Sie ist da!
die anerkannt beste Fett-Glanzwichse,
die Schachtel zu 15 Pfennige.
Zacharias Schlaucherl,
Schnipferstr. 23.
Dame (die vom Chef bis zur Tür des Geschäftes hinausbegleitet wird): „O, das war gar nicht nötig, ich hätte auch so hinausgefunden; danke für gütige Begleitung.“ — Chef: „Keine Ursache, meine Dame, das ist bei uns Geschäftsusus, — es wird nämlich in letzter Zeit — so schrecklich viel gestohlen!“
Nathan Bauchgedärm kauft bei einem seiner Lieferanten einen großen Posten Ware und es glückt ihm, dem Lieferanten dafür 280 M. in bar zu zahlen und ihm noch einen Wechsel über 20 M. anzudrehen.
Als er geht, sagt er: „Hab' ich bei Ihnen gekauft für dreihundert Mark Ware, da könnten Se mer doch auch ä Presentchen machen?“
Der Lieferant gibt ihm eine schwarze Krawatte.
„Haißt ä Präsentche,“ ruft Bauchgedärm, „ä Krawatte! Keine 25 Pfennige is se wert, und for dreihundert Mark hab' ich gekauft!“
„Na, schön,“ sagt der Lieferant, „weil Se sind ä anständiger Kunde von mir, will ich Ihnen ä anständiges Geschenk geben; hier haben Sie Ihren Wechsel zurück!“
Nathan nimmt den Wechsel, dreht ihn hin und her, kratzt sich am Kopfe und sagt dann:
„Geben Se mir doch lieber die Krawatte!“
„Heut' hab' ich in einer Sekunde zehn Mark verdient.“
„Wieso?“
„Ae Kunde hat wollen kaufen bei mir ä Winterrock und fragt, was er kostet. Schon hab' ich wollen sagen zehn Mark — in der letzten Sekunde hab' ich gesagt zwanzig.“
Dem Herrn Elkan wird am Tage des Versöhnungsfestes ein Kognak offeriert. Er lehnt höflich ab mit den Worten: „Erstens trinke ich nie Kognak, zweitens darf ich am Versöhnungstage überhaupt nichts genießen, drittens habe ich eben einen Kognak getrunken, und viertens — na, geben Sie schon her!“
Agent (einer Unfallversicherungs-Gesellschaft zu einem Reisenden): „Sehen Sie, mein Lieber, gesetzt den Fall, Sie brechen ein Bein, so bekommen Sie 10000 Mark; brechen Sie nach vier Wochen einen Arm, so bekommen Sie 25000 Mark; brechen Sie aber gar das Genick, so bekommen Sie 50000 Mark — und sind dann der glücklichste Mensch der Welt!“
[126] Erster Kaufmann: „Na, Sie haben's weit gebracht, nach einem Jahr melden Sie schon Konkurs an?“ —
Zweiter Kaufmann (stolz): „Nicht wahr? Und mit gar nichts habe ich angefangen.“
„Onkel, wenn Du mir die tausend Gulden verweigerst, dann spring' ich ins Wasser.“ — „Werst De kriegen 'n Schnupfen!“ — „Oder schieße mir eine Kugel vor den Kopf.“ — „Werd se prallen ab an Deiner Stirn.“ — „Dann kaufe ich mir einen Strick.“ — „Werd nichts tun ein Strick dem andern.“ — „Ich laß mich taufen!“ — „Werden wir uns freuen, daß mer sind Dich los!“ — „Gebe ich meine Studien auf und eröffne Dir gegenüber ein Konkurrenzgeschäft!“ — „Hier hast De's Geld!“
„Itzigsohn, was kostet jetzt der Hafer?“ — „160 Mark!“ — „Hör' mal, Itzigsohn, ich werde dir 158 Mark geben.“ — „Gott soll mich strafen! 158 Mark! Ich geb' Ihnen mein Ehrenwort, daß der Schröter schon hat geboten 159,50 Mark.“ — „Itzigsohn, wenn du mir gibst dein Ehrenwort, daß das gelogen ist, werde ich dir 159,50 Mark geben.“ — „Is in Ordnung.“
Wenn einer weiß, was er will, und nur das will, was er kann, und kann was er will, und weiß, daß er kann was er will, der wird ein ganzer Mann.
Moses Treppengeländer merkt auf einer Geschäftstour, daß er seine Pantoffel zu Hause gelassen hat, er setzt sich also abends ins Schreibzimmer des Hotels und schreibt an seine Frau:
Liebes Rebeckchen! — Ich möcht Dir bitten, sende mir Deine Pantoffel! Ich brauche allerdings nicht Deine Pantoffel, sondern meine Pantoffel, aber wenn ich Dir schreibe, meine Pantoffel, wirst Du ja lesen meine Pantoffel und verstehen Deine Pantoffel und mir schicken Deine Pantoffel. Darum schreibe ich Deine Pantoffel, damit Du liest Deine Pantoffel und verstehst meine Pantoffel und mir wirklich meine Pantoffel schickst.
Dein Moses.
Onkel: „Jetzt habe ich dir das teure Buch „Der kleine Kaufmann“ geschenkt, und du hast noch keinen Blick hineingeworfen.“ — Moritzche: „Ach, Onkel, was ist denn heutzutage ein kleiner Kaufmann!“
Geschäftsmann (vor dem Laden zu einem Kunden): „Sie lassen sich ja gar nicht mehr bei mir sehen, wollen Sie denn gar nicht mehr bei mir kaufen?“ — Kunde: „Nee, wenn Sie immer sagen, Sie hätten Schaden dabei — das kann ich doch nicht verlangen.“ — Geschäftsmann: „Nun ja, aber wenn Sie recht viel kaufen, habe ich doch immer etwas Nutzen!“
Ein nettes Geschichtchen erzählt man sich in der Berliner Konfektionsbranche: Die beiden Chefs eines noch nicht lange bestehenden Hauses hatten einen Reisenden, mit dem sie sehr zufrieden waren. Im ersten Jahre hatte das Geschäft rein netto 16000 Mark gebracht, so daß auf jeden der Inhaber 8000 Mark kamen, der Reisende aber hatte 12000 Mark verdient. Da er wußte, daß ihn die Firma nötiger brauche als er die Firma, verlangte er als Sozius aufgenommen zu werden. Nach einigem Hin und Her setzte er seine Forderung durch. Dem neuen Chef wurde außer anderen Ehrenrechten auch die Benutzung der den Chefs vorbehaltenen Toilette eingeräumt und der dazu gehörige Schlüssel mit einer gewissen Feierlichkeit überreicht. Ein Jahr verging, der neue Mitbesitzer hatte stramm gearbeitet, und der Reingewinn hatte sich auf 30000 Mark gehoben. Auf jeden der Chefs kamen 10000 Mark. Als der frühere Reisende dies Ergebnis erfuhr, ging er still an sein Pult und brachte den Schlüssel seinen Kompagnons zurück. „Zweitausend Mark dafür sind mir zu teuer,“ sagte er, und aus dem Associé wurde wieder ein Angestellter.
Herr Bankier Cohnreich (zu seiner Frau, welche auf den Stuhl steigt, um auf dem Schrank etwas zu suchen): „Berta, verlier' nicht de Bilanze!“
Moses kommt zum Rechtsanwalt.
„Herr Rechtsanwalt, was soll ich machen, jedesmal wenn ich nach Haus komme, sitzt mein Buchhalter mit meiner Frau zusammen auf'm Sofa und da knutschen sie sich ab.“
„Schmeißen Sie doch Ihren Buchhalter 'raus!“
„Das kann ich nicht, er ist im Geschäft unentbehrlich.“
„Dann lassen Sie sich von Ihrer Frau scheiden!“
„Ich habe meine Frau so lieb — das tu' ich nicht.“
„Dann kann ich Ihnen nicht helfen.“ — —
Nach einiger Zeit treffen sich Moses und der Rechtsanwalt auf der Straße.
„Na, haben Sie sich nun von Ihrer Frau scheiden lassen oder haben Sie Ihren Buchhalter 'rausgeschmissen?“
„Nee — ich habe 's Sofa verkauft!“
Liebste Emma!
Karl Ettlinger
(Aus „Streifzüge eines Kreuzvergnügten.“)
Herr Isidor Nelkenkopf hat eine Geschäftsführerstelle für sein Seidenhaus ausgeschrieben und läßt sich die einzelnen Bewerber in seine Privatwohnung kommen, denn seine Frau hat — wie in allen Sachen — auch im Geschäft ein wichtiges Wort mitzusprechen. Drei Herren hatten sich bereits vorgestellt, doch keiner entsprach den gestellten Forderungen. Plötzlich geht die Tür auf und der vierte Bewerber tritt ein: Herr Isaak Fingerstock. Sobald dieser seine Prinzipalin in spe erblickte, schrak er sichtlich zusammen und brachte kein Wort hervor. Herr Nelkenkopf bemerkte dies und frug erstaunt:
„Nuu — was is das? Kennen Se ihr?“
„Ja“ — stotterte Fingerstock, „ich — ich — —“
„Nuu und woher kennen Se ihr?“ unterbrach ihn der Prinzipal.
„Ich — ich war mal mit ihr verlobt,“ — sagte Fingerstock zaudernd.
„Verlobt! — mit ihr!“ schrie Nelkenkopf, „und trotz ihres Geldes haben Sie ihr nischt geheirat. Das beweist mir, daß Sie unbedingt ä kluger Kopf sein missen. Sie passen mir in mein Geschäft. Morgen können Se de Stellung antreten!“
[134] Herr Aaron Tapetenmuster, Chef der Firma Tapetenmuster & Cie., kommt eines Tages zu ungewohnter Stunde heim und findet zu seinem Entsetzen seinen ersten Reisenden mit seiner jungen schönen Frau in einer äußerst kompromittierenden Situation.
„Sie Lump, Sie elendiger,“ fährt er auf den Ehestörer los, „Sie Spitzbub, Sie Hallunk, Sie Bube, Sie ehrloser; wenn ich jetzt einen Revolver bei mir hätt', meiner Seel' und Gott — ich hauet' Ihnen zwei Ohrfeigen herunter!“
Isaak: „Aaron, Gott was de hast vor ä reizende Braut mit vornehmem Sinn vor höhere Interessen!“
Aaron: „Gott, was kann mer nützen der Sinn vor höhere Interessen, zahlt ja heutzutage niemand mehr als höchstens 3-3½ Perzent!“
Braut (deren Verlöbnis vom Bräutigam rückgängig gemacht wurde): Und somit gebe ich Ihnen auch die Briefe zurück, die Sie an mich gerichtet haben.
Kaufmann: Brauch' ich gar nicht; sie sind alle kopiert.
Junge Dame | stark begehrt |
Taille | knapp |
Stiefelchen | hoher Absatz |
Werbung | stetig |
Ueberredungskunst | lebhaft |
Bedenken | matt |
Widerstand | schwach |
Treue | kaum behauptet |
Umarmung | fest |
Küsse | stark angeboten |
Gegenliebe | sehr behauptet |
Glück | still |
Verliebtheit | steigend |
Vernunft | fallend |
Herzschlag | unruhig |
Eifersucht | hoch |
Kassenstand | niedrig |
Geschenke | teuer |
Koketterie | unverändert |
Ende | flau |
Abschied | ruhig |
Hirsch jun. (in Berlin telegraphiert an seinen Vater in Landsberg): „Erwarte deine Einwilligung zur Heirat. 50 000.“ — Hirsch sen. (antwortet): „Mark oder Taler?“ — Hirsch jun.: „Taler.“ — Hirsch sen.: „Meinen Segen!“
A: „Haben Sie nicht damals in das Geschäft Ihres Prinzipals eingeheiratet?“ — B: „Ja, aber ich habe, Gott sei Dank, schon wieder herausgeheiratet!“
Der Münchener Vertreter einer Lebensversicherungs-Gesellschaft erhielt kürzlich aus einem Provinzstädtchen folgenden vielsagenden Schreibebrief: „Hochgeehrter Herr! Mit tiefer Betrübnis im Herzen ergreife ich die Feder, um einige Zeilen an Sie zu richten. Meine liebe Frau Anna Maria, geborene Lindner, welche, wie Ihre Liste ausweisen wird, bei Ihrer ehrenwerten Gesellschaft für 3000 Mark versichert war, ist plötzlich gestorben und hat mich in Verzweiflung zurückgelassen. Der schmerzliche Schlag traf mich heute morgen 6 Uhr. Trachten Sie doch gütigst, daß ich die versicherte Summe recht bald erhalte. Die Police-Nummer ist 21 762. Ich kann im Ernst und in voller Wahrheit sagen, sie war eine treue Gattin und auch eine zärtlich liebende Mutter. — Ich habe, damit alles schneller geht, gleich das bezirksärztliche Zeugnis beigelegt. Sie war nur ganz kurze Zeit leidend; sie hat aber doch recht viel gelitten, und für mich war der Schmerz um so größer. Ich denke, Sie werden etwas zu meinem Troste beitragen und das Geld recht bald schicken, besonders wenn ich Ihnen die Zusicherung gebe, daß ich auch meine zweite Frau seinerzeit bei Ihnen versichern lassen will, und zwar um das Doppelte, also 6000 Mark. Mein Schmerz ist groß, jedoch die Hoffnung auf Ihre freundliche Güte und Gefälligkeit hält meinen gesunkenen Mut noch aufrecht. Der recht baldigen Einsendung des obigen Betrages sieht mit Hochachtung entgegen N. N. mit Kindern.“
„Nachdem dem Herrn Kommerzienrat Mayer sein Kassierer mit dessen Frau durchgegangen ist, hat er sich eine Kassierin genommen!“ — „Nun, und jetzt?“ — „Ist er mit der Kassierin verduftet!“
Kaufmann Schulze hatte schon lange ein Auge auf die Tochter des Zigarrenhändlers Deckblatt geworfen; nur über die finanzielle Seite der Frage war er sich noch nicht klar. — Da nahm er eines Tages seinen Mut zusammen und frug den Vater der Schönen gleich kurzweg in seinem Laden, ob er ihm wohl seine Tochter zur Frau geben würde. „Warum nicht?“ entgegnet Deckblatt freundlich. „Sie sind ein tüchtiger junger Mann!“ — „Und,“ fragt Schulze erfreut, „wieviel Mille würden Sie ihr wohl mitgeben?“ — „Zwanzig,“ entgegnet jener. Schulze erklärt sich damit einverstanden, und nach vierzehn Tagen führte der glückliche Freier die Zigarrenhändlerstochter zum Altar. — (Zwei Tage nach der Hochzeit.) „Nun, lieber Papa, darf ich Dich um die Mitgift bitten?“ — „Jawohl, mein lieber Schwiegersohn! Sag' mir nur, welche Sorte Du willst: Regalia, Colorado, Divinos oder Perfectos?“ — „Waas? Zigarren?!... Und ich Unglücklicher bin noch dazu Nichtraucher!!“
Agent: „Sie haben sich auf Ihrer Tour wirklich mit der Tochter eines Kunden verlobt, weil Sie keine andere Möglichkeit sahen, den Ansturm der Konkurrenz abzuschlagen? Was hat denn Ihr Prinzipal zu einer solchen Aufopferung gesagt?“ — Geschäftsreisender: „Gar nichts, er hat mir bloß für meinen Verlobungstag die Spesen gestrichen, weil mich da Essen und Trinken nichts gekostet hätte.“
Kommerzienrat: „Nu, main Lieber, Se sollen also haben main Rebbekche, doch de Mitgift werd' ich deponieren bei der Bank!“
Freiender Handelsmann: „Was meine Se su main Vorschlag, Herr Kommerzienrat? Ich mein', Sie sollten mer geben de Mitgift und das Rebbekche deponieren bei der Bank!“
Buchhändler (dem neuen Schwiegersohn die Tochter übergebend): Hier übergebe ich Ihnen das Beste, was ich habe, lieber Schwiegersohn. (Gerührt.) Soll ich sie Ihnen etwas in Papier einschlagen?
Ein Großhändler in Budapest besitzt einen Kontoristen, der ein Muster seines Standes wäre, wenn er minder an unheilbarer Bummelei litte. Vieles ließ ihm sein Chef hingehen; als er ihn aber eines Tages, da der Gute schon um vier Uhr fortgegangen war, um einen schwerkranken Bruder zu pflegen, mit einem hübschen Mädchen spazieren gehend fand, da war auch seine Geduld erschöpft und er kündigte ihm ernste Maßregeln für den Wiederholungsfall an. Einige Tage war alles in Ordnung; dann nahte sich der Kontorist dem Gestrengen wieder mit dem bekannten Armensündergesicht. Der aber ließ ihn gar nicht zu Wort kommen. „Herr!“ schrie er ihn an, „kommen Sie morgen pünktlich, oder ...“ Der folgende Tag kam; es ward elf Uhr, der Chef saß in seinem Kontor und blätterte mit finsterer Miene in einem ganz eigentümlichen Geschäftsbuche; dort wurden nämlich alle Ausreden gebucht, die der Unverbesserliche bereits ersonnen, und es gab dort so viel gestorbene Neffen, erkrankte Nichten, angelangte Tanten, daß der Buchhalter eine ganz unglaublich große Familie besitzen mußte. Endlich trat der Sünder ein, so drollig zerknirscht, daß sein Brotgeber fast seinen Zorn schwinden fühlte. „Nun! wer ist gestern gestorben?“ rief er ihm zu. „Gestorben? Niemand, ich habe bloß heute geheiratet,“ erwiderte der Ankömmling zerknirscht. — „Herr, das ist doch zu arg, das ist eine infame Ausrede!“ — „Entschuldigen Sie,“ erwiderte tief seufzend der Buchhalter, „aber, leider Gottes, es ist diesmal leider keine Ausrede.“
A: „Sie sind mit Zwillingen beschenkt worden. Sind es denn Jungen oder Mädchen?“ — B: „Gemischt! Von jeder Sorte ein zwölftel Dutzend!“
Ich kenne Herrn v. Mollnow von meinem Aufenthalt in Pommern her — nun freute ich mich ungemein, ihm in Berlin zu begegnen.
„Ick bleibe nich lang,“ erzählte er mir, „ick fahre heute schon wieder nach meener Klitsche. Jestan abend, wissen Se, is mir nämlich hier in Balin ene sehr, ene unanjenehme Jeschichte passiert.
Ick wohne doch imma int Christliche Hospiz — nich? Un wie ick nu bei Dressel soupiert habe, jehe ick in die Winzerstuben, un dort mache ick ne sehr ene interessante Bekanntschaft mit 'ner russischen Jräfin. Een Wort jibt det andre — sie erzählt, sie wohne nich jut un will janz jern diese Nacht ooch int Christliche Hospiz.“
„Ah — und da hat man Sie wohl nicht eingelassen?“
„Rin ließ man uns schon — ick sagte, die Dame wäre meene Frau. Aber wie ick mit der Jräfin in meene Stube komme, wissen Se, da waren wa nich alleene. Ick hatte nämlich, wissen Se, in meenem Tran total vajessen, det ick meene richtije Frau mit nach Balin jenommen hatte.“
Roda Roda
Geschäftsreisender (zur unverheirateten Ladenbesitzerin, der er etwas verkaufen will): „Noch eins: mein Chef ist ledig, ich bin ledig, der Buchhalter ist ledig ... und wir heiraten nur in der Kundschaft!“
Freier (um die Hand der Tochter eines Geldverleihers anhaltend): „... Und nach alledem bitte ich Sie, geben Sie mir Ihre Tochter zur Frau.“ — „Auf wie lange, junger Mann?“
Ein Heiratsvermittler besucht einen jungen Bankbeamten, um ihm eine Partie anzutragen.
„Herr Rosenfeld,“ redet er ihm zu, „ich weiß für Sie eine Frau, die hat 50 000 Mark Mitgift ... dann eine mit 75 000 ...“
„Geben Sie sich doch keine Mühe,“ unterbricht ihn Rosenfeld, „ich habe Ihnen doch gesagt, ich heirate nur aus Liebe ...“
„... und dann,“ fährt der Schadchen unbeirrt fort, „dann habe ich eine, die kriegt 100 000 Mark Mitgift ...“
Rosenfeld schweigt.
„Nu,“ ruft der Schadchen, „lieben Sie sie noch nicht ...“
Die Tochter des Abraham Wassergeplätscher bekommt Besuch ihres Verehrers. Der Alte empfängt den jungen Mann und sagt: „Gehen Se 'erein und setzen Se sich bei meiner Tochter auf 'n dos-à-dos!“
Als er nach einer Weile ins Zimmer tritt, überrascht er das Pärchen bei einer Umarmung.
„Nu,“ schreit er los, „ich habe Ihnen gesagt, Se sollten sich setzen dos-à-dos, aber nix — Nos-à-Nos!“
Der Fabrikbesitzer Veilchenbaum kommt unerwartet von einer Geschäftsreise nach Hause und überrascht dort seine Frau im zärtlichsten Tête-à-Tête mit seinem Prokuristen Morgenstern. Wütend stürzt er auf den Räuber seiner Ehre und es entspinnt sich ein heftiges Handgemenge. Der bedeutend stärkere Prokurist hat bald seinen Chef auf den Boden unter sich gebracht und haut wie verrückt auf ihn los. Plötzlich tönt durch das Getümmel der heisere Schrei: „Herr Morgenstern, de Prokura is erloschen!“
„Ehe ich Ihnen eine gute Partie namhaft mache, muß ich Sie um zwanzig Kronen Vorschuß bitten —“ — „Na, glauben Sie, ich dächte ans Heiraten, wenn ich noch zwanzig Kronen hätte!“
11 | Januar | Inserat (junge Komptoristin gesucht, die flott Schreibmaschine schreiben kann) | 2 | 50 |
13 | " | Wochensalär, pränumerando an Frl. R. Lieblich | 5 | — |
14 | " | Besseren Komptoirstuhl für Frl. L. | — | 50 |
20 | " | Wochensalär für Frl. L. | 10 | — |
22 | " | Bonbons für R. | 16 | — |
22 | " | Veilchen für meine Frau | — | 50 |
24 | " | Frühstück mit Rosa | 15 | 75 |
26 | " | Hut für Röschen | 28 | — |
27 | " | Salär an Röschen | 20 | — |
29 | " | Theater und Souper mit Röschen | 54 | 25 |
30 | " | Sealskinmantel für meine Frau | 450 | — |
30 | " | Seidenkleid für meine Schwiegermutter | 180 | — |
30 | " | Inserat (junger Sekretär gesucht, der flott Schreibmaschine schreibt) | 2 | 50 |
Prinzipal: Wer ist am Telephon?
Lehrling: Ihre Frau Gemahlin.
Prinzipal: Was will sie denn?
Lehrling: Ich hab nur das Wort „Schafskopf“ verstanden!
Prinzipal: Gehen Sie fort — sie will mich wahrscheinlich selbst sprechen!
Tochter des Hauses (ihren Anbeter im Hausflur erwartend): „Nun, was hat Papa gesagt?“ Der junge Mann (Weinreisender, erschreckt): „Ach Gott, ich wollte ja um deine Hand anhalten — das habe ich ganz vergessen — ich habe ihm 25 Flaschen Rotwein verkauft!“
Frau: „Männchen, heute war der Bote von Schulz & Comp. hier und wollte die gelieferte Ware bezahlen; ich habe ihm aber die Tür weisen müssen!“
Mann: „Aber sage mir doch ...“
Frau: „Der Mensch hatte gar keine Erziehung! Er wollte sich in meiner Gegenwart durchaus — was war es doch? — den Diskont abziehen.“
Der Chef einer „en gros“-Firma in Berlin wünscht auch in der Provinz eine ausgedehnte Kundschaft zu haben und will daher einen seiner jungen Leute probeweise auf die Reise schicken. Da der Jüngling in diesem Fache noch unbewandert ist, gibt ihm der Chef genaue Verhaltungsmaßregeln mit auf den Weg: „Also Se fahren erst nach Nakel. Da trinken Se ne Bouillon und dann jehn Se in das Jeschäft von Lilienthal und machen Offerte ... Se werden ja sehen, was sich machen läßt. Verkaufen Se nich jleich was, nu, schadet auch nichts. Schreiben brauchen Se erst am dritten Tag, am besten Se telegraphieren!“
Der Jüngling reist. Am zweiten Tage schon wird der Chef ungeduldig. Man beruhigt ihn, da er selbst doch erst am dritten Tage eine Nachricht haben wollte.
Am dritten Tage endlich kommt die Depesche. Der verzweifelte Jüngling drahtet: „In ganz Nakel keine Bouillon aufzutreiben! Was tun?“
Chef (zum Angestellten): „Gestern war ein Stellesuchender hier, der sich um Arbeit beworben hat; haben Sie sich seine Adresse notiert?“ — Angestellter: „Gewiß, Herr Chef, ich habe sie jedoch verlegt und kann sie nicht wiederfinden.“ — Chef: „Na, da schreiben Sie dem Mann, er soll seine Adresse nochmals einsenden.“
Herr Meyer fragt auf der Reise in X. nach postlagernden Briefen. „Jawohl,“ sagt der Postbeamte, „da ist ein eingeschriebener Brief für Sie; Sie müssen sich aber legitimieren.“ Herr Meyer sucht in allen Taschen nach einer Legitimation, findet keine; zeigt aber schließlich dem Postbeamten seine Photographie. „Jawohl, das sind Sie!“ sagt dieser und händigt den Brief aus.
„Sie, Herr Weiß,“ redete der Chef eines Warenhauses seinen ersten Buchhalter an, „hat John & Comp. in letzter Zeit eine Zahlung auf seine Schuld geleistet?“ — „Nichts,“ antwortete der Buchhalter. „So? Der Mann erweist sich seit längerem als schlechter Zahler,“ bemerkte kopfschüttelnd der Chef. „Jawohl, als schlechter Zahler,“ stimmte Weiß zu. „Man darf ihm in Zukunft nicht mehr kreditieren, Herr Weiß!“ — „Nein, man darf ihm nicht mehr kreditieren.“ — „Er scheint ein Bruder Leichtfuß zu sein.“ — „Jawohl, ein Bruder Leichtfuß.“ — „Na, schließlich ist er eben jung.“ — „Jawohl, er ist eben jung.“ — „Wollen also Geduld mit ihm haben.“ — „Sehr wohl, Geduld mit ihm haben.“ — „Kann noch 'mal ein brillanter Kunde werden.“ — „Gewiß, kann noch sehr brillanter Kunde werden.“
Der Kommis Meyer hat ziemlich laut nach dem Lehrling gerufen.
Chef: „Was soll das heißen, Herr Meyer! Sind Sie Chef oder sind Sie es nicht?!“
Meyer: „Ich bin nicht Chef, Herr Hirsch!“
Chef: „Also, wenn Sie sind nicht der Chef, wie können Sie da so brüllen im Lokal wie ein Ochse?!“
Reisender: „Kaufen Sie mir was ab, Herr Meyer, billig, preiswert, lauter Nouveautés.“
Meyer: „Was tu' ich mit Ihren Nouveautés; habe noch eine ganze Masse ‚alte Nouveautés’ auf Lager.“
Reisender: „Aber bedenken Sie doch, ich verkaufe Ihnen à tout prix.“
Meyer: „Atuprih habe ich ebenfalls noch auf Lager.“
Reisender: „Die Ware ist von bester Qualität, darauf können Sie sich verlassen; überhaupt würde es mir nicht einfallen, Ihnen gleich beim ersten Geschäft schlechte Ware zu liefern!“
Eines Tages, als ich auf einem Kanonenrohr der Belgrader Festung saß und über Save und Donau hinweg in die Ferne blickte, kam mein Freund Milan auf mich zu und rief:
„Na, wie gehts, wie stehts, Mütterchens Goldsohn? Was machst du?“
„Ich denke über meine Zukunft nach und schwanke noch, ob ich Löwenbändiger oder Tanzlehrer werden soll.“
„Wähle den Mittelweg, Bruder, und werde Generalinspektor! — Na, sieh mich nicht so groß an, ich meine es ernst. Du mußt wissen, ich bin seit acht Tagen eine Art Assekuranzkönig von Serbien — im Dienste der La Terre, Zemlja, die Erde — Erste internationale Hagel-, Feuer- und Lebensversicherungsgesellschaft. Da brauche ich einige Dutzend Generalinspektoren.“
„Wie ... und du ... du willst mich ernennen?“ Vor Freude stand mir das Herz im Leibe still.
„Was gibts da zu verwundern? Natürlich. Ich drücke mein Sultanssiegel darunter, und du bist Generalinspektor.“
Das sagte er so einfach. Nein, wer hätte das in dem kleinen Milan gesucht?
„Bist du einverstanden?“
„Aber natürlich. Mit tausend Freuden. Ich bitte dich: schon ein General schlechthin ist ein hoher Herr. Inspektor ... auch nicht zu verachten. Und ich soll nun mit einem Schlag Generalinspektor werden?“
„Na, laß dirs nur nicht in die Krone fahren. Ohne weitres gehts ja auch nicht. Du wirst dich zu einer Probeleistung verstehen müssen.“
„Auch das tue ich; überhaupt alles, was du willst.“
„So komm nur erst mit mir, da sollst du alles hören.“
Wir gingen im Kalimegdankkpark auf und ab. Dort erklärte [151] mir Milan meine Pflichten und wie ich es anstellen müsse, die Leute zu bewegen, daß sie sich versichern ließen.
„Denn gern tun sies nicht,“ erzählte mir Milan. „Manchem muß man Zureden wie einem kranken Pferd. Zuerst fragt man ihn nach der Schwägerin in Nisch und ob der Onkel noch in Poscharewatz im Kerker sitze ... unschuldig natürlich. Dann kommt man langsam, ganz langsam auf die Politik zu reden. Ist der Kerl radikal, so schimpft man über die Schwaben, und sonst über die Russen, aber immer nur mäßig und ohne Hitze. Kommt die Sprache auf die Regierung, so wiegst du bedächtig den Kopf und sagst: „Sie werden sehen, es kommt bei diesem System nichts gutes heraus“ — und bist gleich beim Wetter. Davon kann man viel erzählen. Nach und nach lenkst du das Gespräch entweder auf den Hagel, auf den Blitz oder die vielen Halsentzündungen — je nach dem, was versichert werden soll. Du spielst mit der Hand in der Tasche, und auf einmal hast du ein Prospektchen in den Fingern. Das wäre dir rein zufällig untergekommen, sagst du — und so gibt ein Wort das andre ... Wenn du aber Generalinspektor werden willst, mußt du mir heute noch den Joso Bojanitsch versichern. Er wohnt auf der Terasija, gleich beim alten Brunnen. Versuchs doch einmal, Alterchen. Viel Glück auf den Weg!“
Er klopft mir noch auf die Schulter — und weg ist er.
„Gesundheit! Guten Tag!“ sagte Joso Bojanitsch ungemein zärtlich.
Ich freue mich über die gute Vorbedeutung des ersten Empfanges.
„Nehmen Sie doch Platz bei mir. Anitze! Anitze! Bring Schnaps für den Herrn!“
„O, ich danke,“ entgegne ich geschmeichelt. „Zu viel Ehre!“
[152] „Nehmen Sie mit wenigem vorlieb, Herr ...“
„Roda“, ergänze ich.
„Tja, ja, Herr Roda! Schade, daß Sie nicht gestern gekommen sind, wir haben so herrlichen Kuchen gehabt. Aber immerhin — Sie sind auch heute willkommen. Meine Schwägerin in Nisch ...“
„Wie, Sie haben auch eine Schwägerin in Nisch?“ frage ich — fast erschrocken vor Freude darüber, daß Milans Rezept so prächtig zutrifft.
„Ja. Haben Sie auch eine Schwägerin in Nisch? ... Gesundheit, Herr Roda! Stoßen Sie an! ... Brr! Großartige Ware, der Schnaps, was? 's ist aber auch Eigenbau. Das heißt nämlich eigentlich kein Eigenbau, denn er stammt von meinem Oheim, der ihn leider Gottes nicht trinken kann.“
„Oh! Ist er tot, Ihr Oheim?“
„Schlimmer als das. Denken Sie nur: er ist in Poscharewatz eingesperrt ... Was haben Sie? Was staunen Sie?“
„Hm ... nichts, wirklich nichts ... Sagen Sie doch, bitte, Herr Bojanitsch, hat jede Belgrader Familie einen Oheim in Poscharewatz sitzen?“
„Wie witzig Sie sind! Ja, die Herren Ausländer! Das bringt den Geist aus der Welt mit. Ein andres Leben da draußen als hier auf dem Balkan — wie? Na, es wird auch bei uns einmal anders werden. Denn, nehmen wir an, der Berliner Vertrag wird eines schönen Tages revidiert ...“
„Um Gottes willen, nur nicht zu viel von der Politik!“ rufe ich, eingedenk der Warnung Milans.
„Sie haben recht. Es ist ein undankbares Ding. Was dich nicht brennt, das blase nicht. Sie sind ein Oesterreicher, nicht wahr? Tja, ja — zunächst hängt unser Heil doch nur von Oesterreich ab ...“ Joso Bojanitsch beginnt [153] den Kopf zu wiegen. „Anitze, sag ich immer zu meiner Frau, Anitze ...“
Ich wiege mit. — „Du wirst sehen, es kommt bei diesem System nichts gutes heraus.“
Joso blickt auf — erfreut darüber, daß ich seine Gedanken so gut errate.
„Freund,“ schreit er, „Sie gefallen mir, wie Sie doch die Dinge so richtig zu beurteilen wissen!“
„Mein Gott, wenn man schon so lange hier ist ...“
„Ah, schon lange hier? Aber dennoch: Grütze muß man im Kopf haben. Hat man die, findet man sich überall gleich zurecht. Und gefällts Ihnen bei uns?“
„Sehr gut. Das Klima ...“
„Herr,“ ruft er. „Sie sind ein Gedankenleser! Eben auf das Klima wollt ich zu reden kommen. In Silber sollte man Ihre Worte fassen. Tja, ja. Scheußlich, dieses Wetter. Sind Sie Landwirt?“
„Nein. Ich ...“
„Also Hausbesitzer, nicht wahr?“
„Nein. Ich ...“
„Tja, ja, ein mörderisches Wetter! Wenn man in Belgrad umhergeht und die schönen Menschen sieht, meint man, es müsse, weiß Gott, wie, gesund sein, hier zu leben. Alle sehen aus, als sollten sie dereinst ihr Brot mit einem Zahn kauen. Aber, aber: sie sind wie die Pappeln, diese Belgrader — der Stamm ist groß, das Holz ist morsch. Das lebt wie die Made im Speck und denkt nicht an die Zukunft ... Noch ein Gläschen, Herr Roda? ... Zur Gesundheit!“
Ich stoße fröhlich an. So leicht habe ich mir die Sache nicht gedacht. — Ich habe ein verbindliches Lächeln auf den Lippen, stelle das Gläschen hin und greife in die Tasche. Jetzt muß ja bald mein Prospekt heraus.
„So sind die Leute; Sie haben wahr gesprochen, Herr Bojanitsch,“ knüpfe ich an. „In den Tag hinein leben sie [154] und denken nicht daran: Was wird aus meinen Lieben, wenn ich einmal nicht mehr bin?“
„Bravo, junger Mann! Ich wollt, ich hätte eine Tochter. Ihnen würde ich sie anvertrauen.“
„Ich erkenne den guten Willen an. — Wenn man sieht, wie so mancher in Saus und Braus lebt ...“
„Nicht wahr? Und alles verbraucht, so daß Weib und Kinder dereinst darben müssen, weil ihnen das Familienoberhaupt nichts zurückgelassen hat? ... Herr,“ ruft Bojanitsch, „wenn ich was zu befehlen hätte, müßte jedermann ...“
„Ein Viertel seines Einkommens in einer Lebensversicherungspolizze anlegen.“
„Was sagen Sie, ein Viertel? Ein Drittel wenigstens, ein volles Drittel.“
Jetzt heraus mit dem Prospekt! Aber wo hab ich ihn, zum Kuckuck?
Auf einmal fängt Bojanitsch herzlich an:
„Sehen Sie, da hab ich rein zufällig ein Prospektchen bei mir: von der Ozean, Internationale Versicherungsgesellschaft, einem Unternehmen ersten Ranges.“
„Aber ...“ Ich strecke ihm hilflos den Prospekt meiner La Terre entgegen.
„Nein Aber, junger Mann! Sie müssen unbedingt eine Polizze nehmen. Ich sage nur auf vierzigtausend Dinar.“
„Aber ...“
„Kein Aber! Sie sind nicht verheiratet, wollen Sie sagen? Denken Sie nicht an die armen Eltern, an die Geschwister? Sollen die verhungern, wenn Sie einst nicht mehr sind?“
„Aber ...“
„Lächerlich. Vierzigtausend Dinar, denken Sie nur! Sie gehn auf der Straße, ein Ziegel fällt Ihnen auf den Kopf, und schlägt Sie tot. Weinend umringt Sie Ihre Braut. Doch vierzigtausend Dinar sind da. Haha!“
[155] „Aber ...“
„Unterschreiben Sie, junger Mann, rate ich Ihnen! So was von Gesellschaft, wie die Ozean, gibts doch nicht zum zweitenmal. Sie zucken noch mit Händen und Füßen, und die Gesellschaft zahlt schon aus. Dabei ist die Prämie lächerlich billig, vierteljährlich dreihundertundzwanzig Dinar und zwanzig Para. — Anitze, schnell noch einen Schnaps! — Schreiben Sie, junger Mann, morgen um neun Uhr ist der Arzt bei Ihnen ... So! Nun setzen Sie noch das Datum über Ihren Namen! So! ... Zur Gesundheit, Herr Roda! Mögen Sie sich, Gott behüte, recht bald von der Solidität der Ozean überzeugen!“
Vernichtet und geschlagen kehre ich zu den Kanonen in die Festung zurück.
's nützt nichts. Ich hab kein Talent fürs Versicherungsgeschäft.
passierte gestern im Geschäftszimmer der Essigfabrik von Schultze. Ein Reisender, der das Aufsehen erregende Buch „Reise-Kniffe, die zu ungeahnten Erfolgen verhelfen“, gekauft, gelesen und studiert hatte, war kaum mit seiner Offerte in das Zimmer des Geschäftsinhabers getreten, als er von Herrn Schultze gefaßt, geprügelt, in den Bauch gestoßen, auf den Rücken getrampelt, vermöbelt, zerbolzt, in Stücke gerissen und auf die Straße geworfen wurde! — Ein unglückseliger Zufall hat es gefügt, daß eine Viertelstunde vorher auch Herr Schultze die „Reise-Kniffe“ gelesen hatte.
Herr Willi Schulz — ein reicher Kaufmannssohn — darf mit einigen Studenten verkehren, da er über ein Auto verfügte; wird aber von ihnen etwas von oben herab behandelt. Eines Tages fragt er, ob er die Herren am Sonntag morgen um 7 Uhr zu einer Fahrt abholen dürfe. Da wird ihm zur Antwort:
„Um 7 Uhr?! Was denken Sie, mein Lieber, da kotzt ja der Gent noch!“
Der Bankier Tulpenthal beauftragt seinen Buchhalter, dem Herrn Baron von X., welcher trotz wiederholter Versprechungen seine alten Schulden nicht begleicht, einen recht groben Brief zu schreiben, ohne jedoch direkt verletzend, d. h. „ä bißchen durch die Blume grob“ zu sein. Der Buchhalter tut dies. Der Herr Chef ist aber mit der Leistung sehr unzufrieden; er vernichtet den Brief und schreibt selbst folgendermaßen: „Geehrter Herr Baron! Wer hat wollen seine Schuld ausgleichen spätestens am 1. Januar d. J.? — Sie, Herr Baron! Wer hat es aber nicht getan? — Sie, Herr Baron!! Wer hat darauf versprochen, am 1. März zu bezahlen? — Sie, Herr Baron!!! Wer hat aber nicht bezahlt am 1. März? — Sie, Herr Baron!!!! Wer hat also sein Wort zweimal gebrochen? — Sie, Herr Baron!!!!! Wer ist demnach ein ganz gemeiner Lump?
Ihr ergebener Tulpenthal.“
Chef (der bemerkt, daß ein Lehrling einen Bleistift im Munde hält): „Ich verbitte mir diese ekelhafte Unsitte! Wer soll denn solchen Bleistift hernach wieder in den Mund nehmen?“
Der Handlungskommis Fitzer war zwar in seiner Branche „Bandwaren“ ein ganz brauchbarer junger Kaufmann, allein seine, allerdings auch talentierte Neigung fürs Theatralische war gewaltiger als jene für die Bandwaren; kurz, er widmete sich dem Theater und hätte gelegentlich seines Auftretens einmal zu sagen gehabt: „All mein Glück war wandelbar!“ Statt dessen rief er pathetisch aus: „All mein Glück war Bandelwar!“
„Für den Vertrieb von Oelen und Lacken werden Provisions-Reisende gesucht. Letztere sind im trocknen Zustande glänzend und hart wie Glas, zerspringen nicht, kriegen keine Risse und sind in dem Handel in Flaschen und Kruken auf dem Bauche mit unserer Firma versehen.“
Meine Schreibmaschinen sind in folgenden Häusern im Gebrauch
Außer diesen angeführten Firmen bin ich in der Lage, noch viel mehr Firmen anzuführen!
August Klapperle,
Fabrik patentierter Schreibmaschinen.
Sally Friedenthal wollte sein Herrengarderobengeschäft aufgeben und veranstaltete einen Ausverkauf. Schließlich blieben aber noch 49 Anzüge, für die sich keine Käufer finden wollten. „Was fang ich damit an?“ fragte er seinen Freund Lilienfeld, „morgen muß der Laden geräumt sein.“ — „Nichts einfacher als das,“ erwidert Lilienfeld. „Du wirst doch haben, nu — sagen wir: sieben Freunde.“ — „Hab ich,“ versetzte Friedenthal. „Also schickste jedem von den sieben Freunden sieben Anzüge mit der Nota über sechs. Werden se nichts sagen und se behalten.“ — „Ausgezeichnete Idee!“ ruft Friedenthal und begibt sich sofort an die Ausführung. Nach acht Tagen trifft er seinen Freund auf der Straße. „Nu?“ fragt dieser, „wie is es geworden mit den Anzügen?“ — „n' Schlag sollste kriegen!“ ruft Friedenthal, „refüsiert haben se und retourniert haben se alle mit'nander, aber keiner mehr als sechs!“
Lehmann kommt in eine Auskunftei, um sich über den Kaufmann Fischer zu erkundigen, auf den er einen Wechsel gezogen. Der Auskunftsbeamte sagt, die Firma sei pikfein, das einzige Nachteilige, wenn jener es so ansehen wolle, sei, daß der Chef blind sei. „Au weih!“ schreit Lehmann, „das genügt, ich bin verloren; mein Wechsel ist ein Sichtwechsel!“
In einen Kolonialwarenladen kommt ein Herr und verlangt einen Matjeshering. „Bedaure,“ sagt der junge Kommis, „Matjesheringe haben wir nicht.“ — Der Kunde geht. — Der Prinzipal hat dies vom Nebenzimmer angesehen und haucht den Kommis an. „Wie kenn Se lassen geh'n ä Kundschaft ohne was zu kaufen! Wenn mer haben keene Matjesheringe missen Se anbieten, was is auf Lager: ä Stockfisch, ä Bülowhering, ä Ostseehering, ä paar Sprotten ... aber nie lassen fort die Kundschaft ohne was zu kaufen!“
„Gut,“ sagt der Kommis, „ich werd' mer's merken.“
Am nächsten Tage kommt eine feine Dame in den Laden und verlangt errötend eine Rolle Toilettepapier.
„Bedaure,“ sagte der Kommis, „Toilettepapier haben wir nicht, vielleicht nehmen Sie dafür Schmirgelpapier!“
Herren Bock & Ströbel in Mannheim.
Heilbronn, den
Senden Sie uns gef. umgehend per Bahn
3 Ballen grün Santos, wie gehabt, Cond. bekannt.
Achtungsvoll Klug & Comp.
P.S. Wir bemerken soeben beim Gang durch unser Lager, daß wir noch Vorrat haben; wir annullieren also unsern obigen Auftrag; senden Sie nicht!
Meyer (Geschäftsreisender): „Gott, bin ich zu bedauern! Du siehst doch die Fliege?“
Schulze: „Natürlich!“
Meyer: „Die sitzt schon seit der Früh' auf meiner Nase, und noch hab' ich keine Zeit gehabt, sie wegzujagen!“
Jedem Leser von „Der tolle Koffer“ sei empfohlen:
Die
meschuggene Ente
Die 200 ulkigsten Enten, die im Blätterwalde deutscher Zeitungen unfreiwillig ausgebrütet worden sind.
In Freiheit dressiert und vorgeführt von
Felix Schloemp
Mit einem Vor- und Nachwort von
Otto Julius Bierbaum
Mit lustigen Zeichnungen und Umschlag von C. O. Petersen
Geh. Mk. 2.—, geb. Mk. 3.—
Innerhalb 5 Monaten sind 18 Auflagen erschienen im Verlag von Georg Müller in München
Aus dem Inhalt: Der entfettete Zeppelin — Caruso in der Badewanne — Die elastische Cousine — Die Kuh mit den höheren Absichten — Die leichtfertigen Bullen — Aepfel des Pegasus — Lona Barrisson im Negligé — Der „bockende“ Otto Erich — Der Knabe mit de Schwimmfieß usw. usw.
Aus den zahlreichen spaltenlangen Urteilen der Presse: „... Wer auch nur eine Seite in diesem urkomischen Werkchen aufschlägt und liest, der lacht, lacht Tränen und ruft den Freund und läßt ihn mitlachen! Das gesunde, herzliche Lachen, das von dieser Sammlung wunderbarer Untaten des Zeitungsteufels ausgeht, verscheucht alle düsteren Schatten der Melancholie.“
Von dem Herausgeber des „Tollen Koffer“ erschien ferner:
Die Über-Ente
Ein lustigtoller Rekordflug von 300 neuen, meschuggenen Enten, so von allerlei Zeitungen unfreiwillig losgelassen wurden.
Arrangiert unter Protektorat von
Felix Schloemp
Mit zahlreichen neuen Zeichnungen von
Carl Olaf Petersen
Elfte Auflage
Elfte Auflage
Preis geh. 2 Mark, geb. 3 Mark
Verlag von Georg Müller in München
Die außerordentlich beifällige Aufnahme der „meschuggenen Ente“ veranlaßte den Herausgeber diese neue Sammlung unfreiwilliger Zeitungskomik in künstlerisch-gediegener Ausstattung herauszugeben. Die mit eminentem Sammelfleiß aus Tausenden und Abertausenden von deutschen und ausländischen Zeitungen gesammelten Beiträge sind wieder mit glänzendem Humor und feinem Verständnis für die Pointen so geschmackvoll arrangiert, daß die Lektüre jedem Freund drastischer, unfreiwilliger Komik einen vollendeten Genuß gewährt.
Von dem Herausgeber des „Tollen Koffer“
erschien im Verlag von Georg Müller in München ferner:
Der
perverse Maikäfer
Galante und ungalante Satiren von
Felix Schloemp
Mit einem Leitgedicht von
Rudolf Presber
Mit seltsamem Umschlag von Carl Olaf Petersen und
zahlreichen ganzseitigen Original-Kunstblättern von
Franz von Bayros
Achte Auflage
Preis geheftet Mk. 2.—, gebunden Mk. 3.—
Aus dem Inhalt: Der gepiesackte Nordpol. — Abenteuer im Eispalast. — Diabolo des Herzens. — Nietzsche im Lindenkasino. — Das impotente Knickebein. — Reinhold Reinbold im „Rheingold“. — Das eingebildete Känguruh. — Die Musik des Mädchenleibes. — Das Mitternachtsmädchen u. a. m.
Alle guten Geister des Humors werden in diesem eigenartigen, lustigtollen Werk glänzend entfesselt: scharfpointierte, aktuelle Satiren gegen die Torheiten unserer Zeit, amüsante Schilderungen galanter Liebesabenteuer, feingeschliffene Parodien auf moderne Literaten, wie Kerr, Sudermann, H. H. Ewers, Peter Altenberg, R. M. Rilke u. a. m. und die zahlreichen eleganten Originalkunstblätter von der Meisterhand Franz von Bayros' gestalten das Werk zu einem reizvollen Leckerbissen für alle Freunde lustig-galanter Satire.
Ferner ist vom Herausgeber von „Der tolle Koffer“ erschienen:
Der gekitzelte Aeskulap
Eine kräftige Dosis der medicynischsten Witze, Schnurren und Anekdoten von Aerzten, Patienten und lustigen Studenten
Verordnet von Felix Schloemp
Mit einem Geleitbrief von Roda Roda
Mit vielen urkomischen Originalbildern von E. Preetorius.
Geh. 2 M., geb. 3 M. — Dreizehnte Auflage.
Verlag von Georg Müller in München.
Ein glänzendes Brillantfeuerwerk funkelnder Witzraketen mit scharfknatternden Pointen ist es, was durch dieses einzigartige Kompendium medizinischen Humors zur Erheiterung eines lachlustigen Publikums unter Assistenz erster Humoristen wie Roda Roda, Dr. Owlglaß, H. H. Ewers und vieler humorbegabter Mediziner abgefeuert wird.
Aus dem Inhalte seien nur einige besonders ulkige Schlager erwähnt: Der Student mit dem Saumagen — Blasensteine der Dummheit — Bernhard Shaw als Gynäkologe — Das Therapeutische bei Rich. Wagner — Das Herz in der Blase — Die verschluckte Rasierseife — Schallbäder und Bettgymnastik und hunderte andere lustig-tolle Schlager!
Aus den zahlreichen Urteilen der Presse:
Die Heilkunde. Wien. (Dez. 1909) schreibt: „Der Verfasser der „meschuggenen Ente“ hat das Wagnis unternommen, dem alten, ehrlichen Gott der Heilkunde, Aeskulap, mit dem Federkiel gewaltig das Zwerchfell zu kitzeln. Und das Wagnis ist durch die Witzanthologie „Der gekitzelte Aeskulap“ glänzend gelungen. Der Gott lacht und jeder wird von dieser göttlichen Heiterkeit angesteckt und muß mitlachen! Aus allen Elixieren des Humors ist in der Retorte dieses lustigen Werkchens eine kräftige Dosis von Lachgas herausdestilliert, die selbst den griesgrämigsten Hypochonder zum Lachen bringen muß. So entsteht ein außerordentlich reichhaltiges, urkomisches Kompendium medizinischer Satire und Witzes, das nicht nur jedem Arzt, sondern auch jedem Patienten, Apotheker, Zahnarzt, Student, überhaupt jedem Freund drastischen Humors einige lachfrohe Stunden bereiten wird“.
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